Brandy – Afrodisiac (weitere Kritik)

Mit 15 hat die jüngste Souldiva, die es je gegeben hat, bereits ihr Meisterstück abgeliefert. Das konnte sie bislang – trotz sehr guter LPs wie die 2002 erschienene Platte „Full Moon“ – nicht übertreffen. Zehn Jahre später wird die Norwood im Booklet sexy und, Beyoncé-like in Szene gesetzt, als ob sie mit der Knowles um Stimme und Aussehen wetteifern müsste.

Dass sie das nicht nötig hat, unterstreichen die ersten Songs von „Afrodisiac“. Ob Timbaland, der große Strecken des Album prägt, der ideale Produzent für den Typ Brandy ist, ist alles andere als erwiesen. Seine synkopierten Beats sind treibend und funky wie immer, stellenweise wirkt Brandy beim Singen darauf aber fast schon gehetzt. Ihr liegt doch mehr der deepe Soul wie im Song „Talk About Our Love“, der durchaus in einer Preisklasse wie „Baby“ und „Best Friend“ vom 94er Debüt gehandelt werden kann.

Das nicht mehr das kleine Mädchen am Mikro steht und über Bruderherz Ray-J singt, sondern eine junge Frau, deren Ehe gerade den Bach runter ging, lassen Songs wie „I Tried“ und „Finally“ spüren. Das vierte Album präsentiert nicht mehr Brandy, sondern Brandy Norwood. Das muss akzeptiert und kann guten Gewissens goutiert werden.

Künstler: Brandy | Album: Afrodisiac | Label: Atlantic | VÖ: 28. Juni 2004

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Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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