Charnell – Übernahme

Nach einem entspannten Auftakt wird gleich im zweiten Track klar, woher der Wind weht – nämlich straight outta West-Berlin! (Liegt das eigentlich auch an der West Coast…?!?)

Von diesem Augenblick an ist die Schlacht eröffnet und PX’s first Souljah Chanell bombardiert den ahnungslosen Zuhörer mit headbangin’ Beats und einfach West Coast…äh…Berlin Styles.

Nachdem auch das leidige Sido-Thema mit einem aufs Wesentliche beschränkten Abschlussdiss erledigt ist, kann er sich auch wieder den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden: Frauen, dem Überleben auf Berlins Straßen und – last but not least – seiner großen Liebe, dem Rap-Game.

Von einem Ergebnis dieser großen Liebe, kann sich jetzt jeder, der es hören will selbst überzeugen. Zwanzig Tracks hat er an den Start gebracht und das in einer bunten Mischung aus Party-, Representer- und Battletracks, wobei besonders „Spuck immer Ganxta“ (feat. Baby G) und „Ihr wollt’s nich“ zu den Liedern gehören, die man einmal angehört, nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Aber auch sehr deepe Nummern sind dabei, in denen Charnell intime Einblicke gewährt, ja schon fast einen „Seelen- Striptease“ abliefert. Über die Message von „Anna“ (angelehnt an den Freundeskreis-Hit) kann man streiten, geht es schließlich um illegale Substanzen, die angeblich Kraft verleihen, aber die Art mit dem Thema umzugehen zeugt von Kreativität. Ein paar Gäste hat er sich auch eingeladen, aber eben nur ein paar. Er hat halt selbst viel zu viel zu sagen, um sein Album mit Features vollzustopfen. Alles in allem ein grundsolides Hip-Hop-Album.

Autorin: Tilli Mader

Künstler: Charnell | Album: Übernahme | Label: PX-Records | VÖ: 6. September 2004