N’Dambi – Little Girls Lost Blues

Es ist schwer, sie nicht mit Erykah Badu zu vergleichen, nicht zuletzt weil die beiden befreundet sind und N’Dambi für das „Baduizm“-Album im Background gesungen hat. Die beiden trafen damals nämlich die Abmachung, dass diejenige, die zuerst einen Plattenvertrag bekommen würde, der anderen bei ihrer Karriere helfen sollte.

Außerdem ist ein Vergleich nicht die schlechteste Möglichkeit, auf eine hierzulande fast unbekannte Künstlerin aufmerksam zu machen, Menschen für ihre Musik zu interessieren. Weiter also! Wer Jill Scott, Angie Stone, Amel Larrieux und Floetry mag, sollte N’Dambi eine Chance geben.

„Little Girls Lost Blues“ von 1999 ist ein hervorragendes Debüt, in dem R&B, Soul, Jazz und auch ein wenig Gospel einfließen. Gospel allein schon deshalb, weil beide Elternteile Prediger sind und N’Dambi ihre Stimme zuerst in der Kirche vor Publikum einsetzte. „Little Girls Lost Blues“ enthält zwar keinen ausdrücklichen Gospel-Song, doch mindestens in der Art, wie N’Dambi manche Verse betont, scheint zeitweise durch, dass dieser musikalische Abschnitt einen Eindruck auf sie hinterlassen hat.

Auffälliger ist der jazzige Einschlag vieler Tracks, der „Little Girls Lost Blues“ auch zu einer Empfehlung für Vocal Jazz-Interessierte macht. Die warme, von akustischen Instrumenten beherrschte Instrumentierung lässt dieses Album sehr „organisch“ klingen. Wer Schwierigkeiten hat, im modernen oder im Neo Soul Entspannung zu finden, kann mit N’Dambi aufatmen – auch weil diesem Longplayer jegliche Aufgeregtheit fehlt, was nicht bedeutet, dass das Album besonders langsam wäre. Es ist mehr eine Frage der Atmosphäre, nicht des Tempos, das sich in ihrem Falle im mittleren Bereich befindet.

Was denkt Ihr von Texas? Ist das der Sound, den Ihr von dort erwartet? Auch wenn der Staat im Süden der USA ungefähr so groß wie Deutschland ist, leben dort doch vergleichsweise sehr wenige Menschen, was mich dann jedes Mal aufhorchen lässt, wenn schon wieder hochwertige Musik auf einem kleinen Label von dort kommt.

Mit bürgerlichem Namen heißt sie übrigens Chonita Gilbert, was für eine Künstlerin in ihrem Bereich vielleicht nicht gerade ein Karrierebeschleuniger wäre. Da passt ihr aus Westafrika stammender Künstlername N’Dambi doch weit besser zu dieser musikalischen Mischung der anspruchsvollen Art.

Künstler: N’Dambi | Album: Little Girls Lost Blues | Label: Cheeky-I | VÖ: 7. September 1999

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.