Katora – My Way

Mit “My Way” geht Katora schon den zweiten Schritt in ihrer R&B-Karriere, denn für die Künstlerin aus Nordkalifornien ist dies schon der zweite Longplayer. Dort in der Gegend ist sie keine Unbekannte mehr, da sie auf zahlreichen Festivals, Feiern und sonstigen Veranstaltungen aufgetreten ist. Bei den Sacramento Sound Of Soul Black Music Awards gewann sie als „Best Female R&B Performer”.

Ansonsten ist Katora fast völlig unbekannt, was sich auch mit ihrem zweiten Album kaum geändert hat. Dabei ist „My Way“ eines der spannendsten R&B-Alben aus 2006, weil es so frisch und schnittig klingt. Vom Stil erinnert es teilweise stark an die Mittneunziger, was es ihr bei den ganz jungen R&B Fans schwer machen dürfte.

Überhaupt Stil, sie hat einen! Die oft beklagte Innovationsarmut im R&B ist ihr nicht zu attestieren. Nicht jeder der mit Intro 13 Tracks bringt ganz Neues zu Gehör, ein sanfter, verträumter Song wie „Calling“ wirkt dennoch sehr angenehm.

Für Frische sorgt auch die „Heiterkeit“ der Produktion, die jedoch nicht so sparsam ist wie bei vielen unanhängigen Künstlern, sondern bei Songs wie „I Care“ vergleichsweise komplex ist. Auch die Beats der schnellen bzw. kräftigen Stücke überzeugen dadurch, dass es sich die Produzenten nicht zu einfach gemacht haben. Statt der üblichen Standardrhythmen kommen auf „My Way“ Muster jenseits der täglichen Musikbeschallung zum Einsatz. Zu begrüßen ist der Mut, auch dabei ein wenig Komplexität zu wagen.

Am mutigsten ist der Song „Can’t Stop The Game“, bei dem der kräftige, dominante Beat zwar irgendwie bekannt klingt, jedoch mitten im Track auf jazzigen Stil gewechselt wird, bevor es wieder zurück zur Bassline geht.

Bei soviel Experimentierfreude überrascht es, dass schnelle, langsame und Midtempo-Songs in so ausgewogenem Verhältnis auf „My Way“ zu finden sind. Katora meistert sie alle. Ihre Gäste Nero, Mojack Daniels, Big Fev und Dynastee werten die betreffenden Lieder dennoch klar auf, weil sie ihnen extra Biss geben.

Die Kraft in Katoras Stimme kommt besonders im mitreißenden „Come With It“ zur Geltung, doch im Intro zu „Should I“ zeigt sie das andere Ende ihres breiten Spektrums: Sie widmet diesen Song all denen, die versuchen, es in der Musikindustrie zu schaffen und sie fragt sich, ob sie aufgeben sollte. So kehlig, wie sie das sagt, klingt es weniger nachdenklich als sehr verführerisch! Was für eine Stimme und zu sagen hat sie damit auch noch was!

Künstler: Katora | Album: My Way | Label: M Entertainment Group

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.