Mehr als nur Crossover – klassische Musikinstrumente und ihr Einsatz in der Rapmusik

Dass Klassik und Moderne längst kein Widerspruch mehr sind, einander nicht ausschließen und sich im direkten Nebeneinander sogar bereichern können, zeigen nicht nur gelungene Beispiele in der Städtearchitektur, sondern auch die als Crossover bekannten Übergriffe innerhalb einzelner musikalischer Genres. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, typische Stücke auf untypische Weise nachzuspielen; vielmehr werden die Klangeigenschaften von einem bestimmten Musikinstrument bewusst eingesetzt, um neue Töne einzubauen und andere Facetten zu herauszustellen.

Crossover als Garant für Chartplatzierungen
Der später in seiner Bedeutung gewandelte Begriff „Crossover“ tauchte erstmals in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf. Hier benannte er den wörtlich zu nehmenden Übersprung zwischen „schwarzer“ Rhythm & Blues-Musik und „weißem“ Pop, wenn ein und dasselbe Musikstück in zwei unterschiedlichen genrespezifischen Hitlisten auftauchte. Durch Coverversionen und entsprechende Erfolge im jeweils anderen Genre verlor diese Überschneidung immer mehr an Bedeutung.

Der Begriff Crossover jedoch blieb – wenn auch in einem gänzlich anderen Kontext: Ab den 70er Jahren stand er für das Ineinandergreifen bzw. Verschmelzen unterschiedlicher Musikstile. So liegen die Wurzeln des heutigen Hip-Hop in Elementen von afroamerikanischem Funk und Soul.

Schlüssel zum Erfolg
Durch Einflüsse anderer Genres bzw. das Hinzukommen neuer technischer Möglichkeiten entwickelte sich aus dem Anspielen, Stoppen und Wiederholen einzelner Liedbestandteile ein eigener Stil, zu dem sich bald ein ebenso abgehackt wirkender Sprechgesang gesellte. Fortan bildeten Hip-Hop und Rap eine untrennbare Einheit mit „typischer“ Instrumentalisierung.

Ihrem Ursprung entsprechend zählen dazu Drums mit wechselnden Beats sowie Keyboards und Synthesizer. Durch Hinzufügen von Gitarrenriffen sollte der herkömmlich „schwarze“ Hip-Hop endlich auch weiße Jugendliche begeistern. Den erfolgreichen Ausgang dieses musikalischen Experiments belegten in den 80er Jahren Vertreter wie die Beastie Boys oder Run D.M.C. – beide Bands erreichten mit ihren Liedern nicht nur Vorreiter-, sondern auch Kultstatus.

Bei harten Griffen in die Saiten und kraftvollem Trommelwirbel sollte es jedoch nicht bleiben: Der Sprung vom elektronischen zum klassischen Tasteninstrument lag nahe und wurde von vielen Interpreten zeitgleich vollzogen. So verblüfften neben anderen auch die bösen Buben von Cypress Hill mit gewohnt krassen Sprüchen zu einem nahezu balladesken Klavier. Spätestens aber seit der Zusammenarbeit von Eminem und Dido für „Stan“ dürfte die Gegensätzlichkeit urtümlicher, harter Reime und elfengleicher Gesänge mit schmeichelnden Melodien jedem harmonisch erscheinen.

Crossover als Zukunftsmusik
Damit geben Rap und Hip Hop wie kaum ein anderes musikalisches Genre dem Begriff „Crossover“ seine ursprüngliche Bedeutung zurück: Das Sprachrohr amerikanischer Ghetto-Kids verbindet seine „schwarzen“ Wurzeln und klassische Komponenten zu eingängigen Liedern. So wird der ehemals wutgespeiste Straßensound salonfähig und hitparadentauglich. Nicht allen gefällt diese Wandlung; manche alteingesessenen Verfechter und „Schon-immer-Fans“ sehen sich gar „ihrer“ Musik beraubt. Doch in jeder Veränderung liegt bekanntlich eine Chance – vielleicht ist es in diesem Fall der Grundstein für einen ganz neuen Musikstil.

Wir bedanken uns bei den Experten von Musik-Amrein für die Unterstützung bei der Arbeit an diesem Artikel.

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