Miguel im Interview (Teil 1) / Kaleidoscope Dream, Grammys 2013, Alternative R&B

Malcom und Miguel (Foto: rap2soul)
Malcom und Miguel (Foto: rap2soul)

Miguel ist wohl der schillerndste Neuankömmling in der R&B-Welt. Mit Hits wie „Sure Thing“, „All I Want Is You“ und „Adorn“ bezaubert er Kritiker sowie Fans. Gepriesen als der neue Prince, verglichen mit R. Kelly und Babyface, inspiriert von David Bowie und Queen. Herr Pimentel, so lautet sein bürgerlicher Nachname, wird vom Lob der Journalisten geradezu überschüttet Denn gekonnt gelingt ihm der Spagat zwischen konventionellem zeitgenössischem R&B, und dem neu entstehenden unorthodoxen Schwestergenre welches sich Hipster-, Indie- oder etwa Alternative-R&B schimpft. Rap2Souls Malcolm Ohanwe hatte am 28. Januar die Möglichkeit ein Interview über sein im Oktober veröffentlichtes zweites Album „Kaleidoscope Dream“, die Grammy-Verleihung, seine Einflüsse und vieles mehr zu sprechen. Die erste Hälfte des Interviews könnt ihr hier nachlesen!

In Deutschland erscheint sein neues Album als Re-Release übrigens im Mai!

Rap2Soul: Wie geht es dir?

Miguel: Gut und dir?

Rap2Soul: Auch, ich freu mich dich zu sehen! Zunächst herzlichen Glückwunsch zu deiner Europa-Tournée. Du warst ja auch in Köln. Wie gefällt dir denn Deutschland? Wie waren die Fans hier?

Miguel: Ja, das Konzert in Köln war sehr besonders. Ich werde dieses Publikum nie vergessen. Es war einfach eine so intime Show. Es war mein erstes mal dort, und auch dass machte es unvergesslich.

Rap2Soul: Hast du auch die Möglichkeit gehabt dir ein wenig von unserem Heimatland anzusehen? Konntest du dir München anschauen?

Miguel: München konnte mich mir leider nicht anschauen. Mein Bus hier her hat sich verspätet, jedoch konnte ich mir Köln ein wenig anschauen. Ich war da spazieren.

Rap2Soul: Also du bist hier herzlich willkommen!

Miguel: Danke! Gerne komme ich zurück.

Rap2Soul: Und wieder muss ich dir gratulieren, denn du bist heuer für sage und schreibe FÜNF Grammys nominiert! Das sind die zweitmeisten Nominierungen des Jahres. Wie geht es dir dabei?

Miguel: Das ist echt verrückt. Es ist immer noch schwer zu realisieren.

Rap2Soul: Denkst du, du wirst gewinnen?

Miguel: Ehrlich gesagt. Keine Ahnung. Es ist schon eine Ehre in Erwägung gezogen zu werden.

Rap2Soul: Und du bist ja generell auch ein großer Kritiker-Liebling, betrachtet man Jahresbestenlisten von Alben in renommierten Musikzeitschriften bist du immer ganz vorne dabei. Im R&B-Bereich kann dir da aktuell nur Frank Ocean das Wasser reichen? Da kommen schnell Vergleiche auf. Was findest du habt ihr gemeinsam, und was unterscheidet euch?

Miguel: Also ich denke nicht das wir, was unsere Musik betrifft, sehr oft verglichen werden. Ich denke wir haben beide sehr charakteristische Eigenschaften in unserer Musik und die Leute mögen dass so sehr an uns, genauso wie Künstler wie Jhené Aiko, Jesse Boykins, Weeknd oder Janelle Monáe. Was cool ist, dass zur Zeit, mehr als alles andere ein Bewusstsein und eine Erwartung von den R&B-Fans und -Konsumenten herrscht, dass R&B-Musik ehrlicher, aufrichtiger und persönlich wird. Ich denke das R&B über die Jahre sehr oberflächlich geworden ist. Und wenn wir beide in dieser Hinsicht verglichen werden, dass wir persönlicher sind, dann bin ich der gleichen Meinung.

Rap2Soul: Denkst du, dass dieser Trend im R&B der jetzt noch keinen Namen hat – manche nennen es „Alternative R&B“ – sich langfristig etablieren wird oder schnell wieder vergessen sein wird.

Miguel: Dazu muss man sagen, dass generell Musik, welche verwurzelt in Gefühlen ist, welche sehr persönlich ist, die Fähigkeit erhält zeitlos zu sein. Gefühle währen ewig. Allein deswegen kann es sich bei dieser Musik nicht um ein kurzlebigen Trend handeln. End wenn es ein so kurzlebiger Trend wäre, dann würdest du von all diesen Künstlern auch immer das selbe hören, aber sie sind alle so unterschiedlich.

Rap2Soul: Lass uns über dein neues Album „Kaleidoscope Dream“ sprechen. Es kam im Oktober raus, gefühlt ist es aber noch brandneu. Was ist dein Lieblingssong auf dem Album?

Miguel: Das ist schwer zu sagen. Sehr schwer. Ich bin sehr stolz auf das gesamte Werk. Das ist wirklich von meiner Stimmung abhängig. Ich würde jetzt mal sagen „Where’s The Fun In Forever?“.

Rap2Soul: Der Song mit Alicia Keys?

Miguel: Ja! Wir haben den Song in Jamaika zusammen geschrieben. Sie war großzügig genug und überließ mir ihre Vocals auf dem Track.

Rap2Soul: Zu welchem Song würdest du sagen, hast du die größte emotionale Verbindung?

Miguel: Ich würde sagen „Use Me“ oder „Kaleidoscope Dream“. Einer von den beiden.

Rap2Soul: Wie lange dauerte es eigentlich dieses Album zu produzieren?

Miguel: Zwei oder drei Monate, denke ich. Ich hab das während meiner Tour immer zwischen drin aufgenommen. Ich hatte immer nur wenig Zeit um ins Studio zu gehen. Aber in diesen drei Monaten, ist das Album sehr gut geworden.

Rap2Soul: Mit dem neuen Album ging ja auch ein großer Image-Wandel einher. In einem anderen Interview, sagtest du hast dich nicht so wohlgefühlt mit den Sachen die du getragen hast während du dein erstes Album promotet hast. Jetzt wo du frei bist und das anziehen kannst was du willst, und dann auch noch deine größten Erfolge feierst, wie fühlst du dich dabei?

Miguel: Also ja auf jeden Fall. Ich habe mich sehr verändert. Und hab jetzt mehr Kontrolle und kann auch mit meinen Instinkten gehen. Davor hatte ich das Gefühl irgendwie an Individualität und Einzigartigkeit festzuhalten. Was da auch hineinspielt, ist die Tatsache, dass wenn du ständig vor den Kameras bist und im Rampenlicht, dann verlierst du auch eine gesunde Selbstwahrnehmung und du bist auch sehr beeinflussbar. Du weißt auch nicht genau wie was rüberkommt. Aber das ist ja auch das Gute daran, wenn es dir nicht mehr passt kannst du es genauso schnell wieder ablegen. Und damit meine ich nicht nur Kleidung, sondern auch Attitüden oder Einstellungen. Es geht einfach darum, dass zu finden was zu dir passt. Ich bin an so einem Punkt angelangt, wo ich mich einfach natürlich verhalten kann. Ungezwungen.

Rap2Soul: Und wenn du dann auch noch mit Erfolg belohnt wirst, umso besser! Was mich schon immer an deiner Stimme fasziniert hat, war deine melancholische Stimme. Diese „traurige“ Art zu singen. Wie kommt das. Gibt es da eine scherzhafte Erinnerung, die du nutzt um das im Studio so hinzubekommen?

Miguel: (Er lacht) Also ich habe noch nie meinen Gesang als „traurig“ oder „melancholisch“ beschrieben gehört. Also grundsätzlich geht es mir beim Singen darum inspiriert zu sein. Also all das was mich inspiriert, beeinflusst auch meinen Gesang.

Rap2Soul: Ich zitiere mal deinen Pressetext, welcher einen Satz aus dem Billboard-Magazin enthält, der da lautet „Miguel vereint die Leidenschaft von R. Kelly mit der Süße von Babyface“. Ist das nicht eine ehre mit einer solchen Produzenten-Legende und mit dem „King of R&B“ verglichen zu werden?

Miguel: Ich schätze das sehr. Aber um ehrlich zu sein, ist das schwierig. Vor allem, wenn ich weiß dass in mir so viel mehr steckt. Und auch wenn es ein riesiges Kompliment ist, denke ich dass es ein sehr voreingenommenes Kompliment war. Sie dachten wahrscheinlich „Oh der ist R&B-Sänger, deswegen vergleiche ich ihn mit ihm!“. Aber natürlich wer hat nicht gerne Babyface gehört in seiner Jugend? Er ist einer der talentiertesten Musiker und Künstler unserer Zeit. Und R. Kelly ist da keine Ausnahme. Er ist ein echtes Genie, wenn es darum geht Musik zu kreieren. Und um Billboard in Schutz zu nehmen, dass Zitat stammt aus einem sehr frühen Text, da war ich noch ganz neu in der Musikszene. Vielleicht war das da ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen.

Rap2Soul: Nunja, es ist ja Teil deiner offiziellen Pressemitteilung…

Miguel: (Er lacht) Vielleicht sollte ich mit den Leuten von Sony reden, um das zu ändern…

Rap2Soul: Im R&B geht es immer mehr auch darum wie man aussieht, vorallem seitdem Künstler wie Trey Songz dabei sind. Fühlst du da einen Druck mitzuhalten?

Miguel: Ich denke es geht darum, das zu tun wonach man sich fühlt, aber wir leben ja in einer sehr visuellen Zeit, also ist das schon wichtig gut auszusehen. Man sollte sich darüber bewusst sein. Jedoch sollte es nie so wichtig für einen sein, dass jemand Dinge tut die er ich tun möchte. Es ist nicht die größte Priorität und das einzig wichtige.Worauf auch immer man am meisten Wert legt, da sollte auch der Fokus sein. Und für mich ist Ästhetik ein sehr großer Aspekt in der Art und Weise wie ich meine Kunst ausdrücke. Also es ist schon ziemlich wichtig, aber nicht das wichtigste überhaupt. Das Aussehen sollte eher den Zweck bedienen die Musik zu begleiten, nicht sie zu überschatten.

Teil Zwei folgt bald…

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Malcolm Ohanwe moderiert sein eigenes Format "MalcolmMusic", wo er das Who-is-Who der Genres R&B, Afrobeat, und Hip-Hop interviewt.

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