D’Angelo And The Vanguard „Black Messiah”

Ein staunendes Publikum hat D’Angelo zurückgelassen auf seiner Deutschland-Tour, die ihn u. a. nach Berlin, Hamburg und Frankfurt geführt hat (wir berichteten). Im Gepäck hatte der herausragende Soul-Guru mit Vorliebe für rot-schwarz karierte Ponchos neben dem Schlagzeuger von Mint Condition sein exzellentes Album „Black Messiah“, das kurz vor dem Jahresende erschienen und unser „Album des Monats“ ist.

D_Angelo_art_workDer Text zu diesem Album fordert Hauptsätze, die mit “es” beginnen, gerade zu heraus. Es poppte wie Kai aus der Kiste im Weihnachtsdisplay auf, ähnlich der LP von Beyonce im Dezember 2013. Nun ist D’Angelo neben Maxwell und Anthony Hamilton einer der am höchsten geschätzten Soulkünstler. 14 (vier und zehn!) Jahre nach dem monumentalen “Voodoo”-Album stellt er nicht weniger als ein Meisterwerk ab, das “Voodoo” noch übertrifft, und eine solche Einordnung geht mir normalerweise nicht so leicht von der Hand. “Black Messiah” ist eine Andacht an den Soul und in die Zukunft weisende Predigt in einem. Es ist mit Botschaften beladen, kommt aber ohne religiöse Eiferei aus, obwohl der Titel anderes suggeriert. Musikalisch ist es mutig wie zuletzt Flying Lotus. Es ist ein zeitloses Album im Ausnahmezustand des Prince’schen “Purple rain” – nur ohne den großen Hit “Purple rain”. Es ist eine Konzeptveröffentlichung, deren Konzept von der Kritik nur schwer zu entschlüsseln ist. Im Opener “Ain’t that easy” wird in Richtung des P-Funks marschiert, bei “Sugah Daddy” fröhlich gescattet. Es gibt eine Pflicht-Single, die keine Single mit der Aufgabe einer Single ist: Deshalb blitzt bei “Really love” nur in weiter Ferne die repetitive Leichtigkeit von “Brown Sugar” auf, bevor in “Back to the future Part 1” die Groove-Peitsche geschwungen wird. An diesem Album kann man sich reiben, es fasziniert und bindet; es hält einen lange auf und gibt gleichzeitig Halt. Und es wird vermutlich schuld daran sein, dass die Bestenlisten für 2014 in den Spitzenpositionen nachträglich umgeschrieben werden müssen.

Label/Vertrieb: RCA / Sony Music

Künstler: D’Angelo And The Vanguard | Album: Black Messiah | Label: RCA | VÖ: 15. Dezember 2014 | Album des Monats März 2015

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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