SZA – CTRL

(SZA – CTRL / Sony Music)

R&B-Sängerin SZA – eigentlich Solana Imani Row , brachte am ihr heiß erwartetes Debütalbum, zwar hierzulande zwar schon im Januar 2018 heraus, ich finde aber „CTRL“ so wichtig und monumental dass ich es auch heute noch besprechen muss. Während der Veröffentlichung warfen ihre Produzenten sie regelrecht ins kalte Wasser, denn die 28-Jährige hätte sich aus Unsicherheit und Unzufriedenheit gerne noch etwas mehr Zeit mit dem Release gelassen. Gut möglich dass wenn es nach ihr gegangen wäre, die Platte auch heute noch nicht draußen wäre. Lange arbeitete sie an dem Album, überarbeitete und überarbeitete es, es hat sich offenkundig gelohnt, denn die Platte bleibt super frisch.

Ein wichtiges und lehrreiches Selbstgespräch

Dass Rowe die Texte für die meisten Songs selbst geschrieben hat, spürt man sofort, wenn man genau hinhört. Selten ist ein Album so offen und aufrichtig aus der Sicht einer weiblichen Künstlerin aufgenommen worden, wie dieses hier. „Ctrl“ lehnt sich an die Tastatur-Taste eines jeden Rechners an, steht für Control (vergleichbar mit „Strg“ und Steuerung), wörtlich natürlich Kontrolle. Genau diese sei eine Illusion, eine Fantasie, wie etwas, worüber man keinen Einfluss habe. So fühlt sich SZA, wenn es um das Leben, Liebe und Männer geht. Auf diese Dinge müsse man entweder verzichten oder sie akzeptieren, aber wirklich kontrollieren könne man sie nie. Es ist, als spräche sie in dem Album zu ihrem jüngeren Ich, oder die singende SZA als Künstlerin zu der Privatperson Solána Imani. Rückblickend reflektiert sie, wie ihr Leben von Angst und Isolierung bestimmt war und wie sie mit diesem Album vieles über sich lernen konnte, was sie zuvor nicht wusste.

Ratgeberin und große Schwester in Sachen Dialog zwischen Männern und Frauen

„CTRL“, das von Features wie Kendrick Lamar und Travis Scott begleitet wird, erzählt in insgesamt 14 Tracks Geschichten aus persönlichen Erfahrungen der Missourianerin, die sich wie ein roter Faden mit einem Gefühl von sexueller Freiheit und jugendlicher Energie durch das gesamte Album ziehen. „Let me tell you a secret“, singt sie im Eröffnungs-Song. „I’ve been secretly banging your homeboy“. Geht es SZA in Supermodel um Rache, weil ihr Ex-Freund sie betrog, schlecht behandelte und sie am Valentinstag hat stehen lassen? In Garden (Say It Like That) legt sie die Probleme mit ihrem Körperbild für alle sichtbar offen. Welche Frau kennt solche und andere dargestellte Erlebnisse nicht? Vielleicht ist das die Antwort auf die Frage des Erfolgs des Albums. Man fühlt sich 1:1 in die Situation hineinversetzt, weil man sie selbst erlebt hat, oder vielleicht gerade zu der Zeit in so einer Krise steckt. Mit jedem Track, den man aus dem Album hört, empfindet man diesen unbeschreiblichen „Wow-SZA-fühlt-genau-das-selbe-wie-ich-Moment“ und ist gleichzeitig dankbar dafür, dass jemand wie SZA Emotionen so schön in Worte verpackt, mit denen man sich selbst schwer tut, sie zu beschreiben. Sie lösen eine heilende und aufklärende Wirkung aus. Könnte man darauf deuten, dass sich das Album vielleicht auch indirekt an die Männerwelt richtet? Möglich, denn wann werden Männer mit den Folgen ihres Handelns schon mal so klar und deutlich konfrontiert? Ob sich SZA mit zwei weiteren Frauen denselben Mann teilt (Weekend), sich wünscht, ein normales Mädchen zu sein, das ein Mann seiner Mutter vorstellen würde (Normal Girl), oder trotz zahlreicher Heartbreaks bereit ist, für den neuen Freund alles zu tun (Pretty Little Birds), die komplette Palette ist abgedeckt. Mit 20 Something klingt das Album letztendlich leise aus. Wie ein Rückblick werden die Zwanziger als ereignisreichsten und schmerzhaftesten Jahre mit einer Menge Höhen und Tiefen beschrieben, sie sind aber auch die lehrreichsten Jahre, für die SZA dankbar ist und diese nicht missen möchte. SZA spricht nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu uns allen hier draußen.

Zurecht ein Instant-Classic

2017 schien das perfekte Jahr für die Veröffentlichung des Albums gewesen zu sein, das aus der Perspektive einer Frau über das Rasieren der Beine bis hin zu krassen Eingeständnissen darüber, sich emotional nicht öffnen zu können, erzählt. Verdient wurde „Ctrl“ für vier Grammy Awards nominiert, die Künstlerin selbst für die Kategorie „Best New Artist“ und noch dazu mit Platin ausgezeichnet. „Ctrl“ ist definitiv das Album, nach dem man in seiner Playlist sucht, wenn man sich am Boden fühlt und daran erinnert werden muss, dass in allem Negativen auch etwas Positives steckt. Ein Album, umhüllt von Melancholie, das aber gleichzeitig Empowerment und Positivity versprüht. Danke SZA!

Fadila Madougou

Künstlerin: SZA | Album: CTRL | Label: Sony Music | VÖ: 26. Januar 2018 

 

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