New Edition – One Love

Ist das jetzt wieder eine Band Reunion oder ein Comeback – oder beides? Ganz wiedervereinigt sind New Edition nicht, denn ohne Bobby Brown fehlt einfach ein wichtiges Mitglied. Dennoch bringen Ralph Tresvant, Ronnie DeVoe, Michael Bivins, Ricky Bell und Johnny Gill mit „One Love“ ein gelungenes Album zu den Fans, und davon haben sie noch eine Menge. Ihnen gelingt es mit dieser CD, ihren Stil zu bewahren und trotzdem der Weiterentwicklung im Musikgeschäft Tribut zu zollen.

Von 1988 bis zur Reunion Mitte der Neunziger war schon eine im Musikgeschäft sehr lange Zeit vergangen, doch ein zweites Mal 8 Jahre verstreichen zu lassen, bis wieder ein Longplayer erschienen ist, muss sich eine Band erst einmal leisten können. New Edition können das, auch wenn sie mit „One Love“ nicht die Aufmerksamkeit wie 1996 erzielen konnten.

Mit den legendären Jimmy Jam & Terry Lewis als Produzenten schaffen es New Edition, nicht zu neu zu klingen, mit P. Diddy und Mario Winans gelingt es ihnen, den Geschmack im neuen Millennium zu treffen. Rund 8 Jahre Pause sind viel zu lang, doch zumindest lässt sich eines über das neue Album definitiv nicht sagen: dass es halbgar sei, unrund oder sonst schlecht produziert. Spektakulär ist diese CD zwar auch nicht, aber ganz hervorragend produziert, da wirkt nichts schnell zusammen geflickt, da beeindruckt die Erfahrung der Beteiligten. Hier haben sich einige Leute echt Mühe gegeben, Qualität zu liefern! Wären die Verantwortlichen nicht alle schon so lange bzw. so gut im Geschäft, würde ich sagen, dass sie mit „One Love“ einen Maßstab gesetzt hätten.

Das haben New Edition allerdings schon vor langer Zeit, denn ohne sie hätte weder Boyz II Men noch NKOTB gegeben, um nur zwei der ganz großen Namen zu nennen. Wen sie musikalisch „nur“ beeinflusst haben, lässt sich hingegen kaum überblicken, und viele sagen, dass New Edition den New Jack Swing erfunden hätten. Zumindest waren sie es, die ihn groß gemacht haben. Davon ist auf „One Love“ indes nichts mehr zu spüren, vielleicht hätten sie mit Blick auf ihre alten Fans auch einen Track mit Wurzeln aus dieser Ära aufnehmen sollen.

Nach wie vor funktioniert für New Edition die Mélange aus R&B und Hip-Hop, auf die sich im Ergebnis ein breites Club-Publikum einigen kann. Manchen mag dieses Album ein wenig zu glatt und konservativ klingen, doch New Edition ist keine Kindergruppe mehr, ihr Sound passt zum Alter, wirkt glaubwürdig. Die Grundschulzeit liegt bei ihnen – im Gegensatz zu vielen aktuellen Black Music Acts – einfach schon weit länger zurück. Immerhin war es schon 1978, als Bobby Brown, Ricky Bell und Michael Bivins sich zum Singen zusammen taten, um ihr Taschengeld aufzubessern. Als dann 1983 ihre erste Single „Candy Girl“ veröffentlicht wurde, waren New Edition im Alter zwischen 13 und 15. New Edition spielen also auf einem ganz anderen Level als die meisten Konkurrenten.

Insgesamt sage ich zu „One Love“: nicht innovativ, aber: sehr solide Mischung, ausgesprochen gute Qualität.

Künstler: New Edition | Album: One Love | Label: Universal | VÖ:

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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