One hell of an interview – Kommentar zur Tour von Chris Brown

 

Royalty_Chris_BrownWas sollte ein Popstar machen, der seine Freundin geschlagen hat? Zunächst: es nie wieder tun. Und diese Absicht auch glaubhaft vermitteln. Zum Beispiel ein Album nach seiner kleinen Tochter benennen. Oder Interviews geben. Chris Brown bemüht sich sehr: Auf seinem im Dezember 2015 erschienenen Album „Royalty“ hält er seine Tochter im Arm, die sich zärtlich an seinen Tatto-Body schmiegt. Und er will deutschen Journalisten Interviews geben auf seiner „One hell of a nite“-Tour, die ihn u. a. nach Frankfurt, München und Hamburg führt. Seine Plattenfirma Sony Music fragte im Vorfeld deutsche Medien an, darunter das Black Music-Portal rap2soul.de. Ein Face-to-face-Gespräch mit Chris Brown? Machen wir gern! Wir sind im Thema, sprechen Englisch, interessieren uns für das Album „Royalty“ und die Shows in Europa. Wir sind gestandene Journalisten und würden nie einen Musiker kurz vor der Show fragen, wie es eigentlich sei, Rihanna eine zu schallern. Wir sind vom Feuilleton und nicht vom „National Enquirer“. Die Mitarbeiter von Sony Music wissen das, sie haben ein starkes Interesse daran, dass der Künstler von Redakteuren, die ihn kennen, ausgefragt wird und die Gespräche in den Magazinen veröffentlicht werden.

Anderes Verständnis von Pressefreiheit und Gesprächsführung

Doch das amerikanische Management von Chris Brown hat offensichtlich ein Problem mit der Pressefreiheit. Es verlangt, dass alle Fragen vorab schriftlich eingereicht werden. Und hier ist für unsere Redaktion eine rote Linie überschritten worden. Das wollen wir nicht und das machen wir nicht. Es ist schlimm genug, dass Gespräche mit Politikern von deren Pressereferenten nachträglich autorisiert werden, große Medien sich darauf einlassen und den Lügenpresse-Rufern damit Nahrung liefern. Bei Musikern wie Chris Brown ist es noch anders: Vermutlich weiß Brown nicht einmal von der PR-Politik seines Managements, das sich so etwas in den USA niemals erlauben würde. Es ist auch so, dass viele im Umfeld einer Konzert-Entourage aus Übersee durchdrehen, wenn sie ein Flugzeug nach Europa besteigen. Aber einen Fragenkatalog abnicken lassen vom Management? Nö, machen wir nicht. Es tut uns wirklich leid, aber aufgrund dieses Gebarens wird bei uns kein Interview mit Chris Brown erscheinen können. Dennoch wünschen wir ihm und seinen Fans eine erfolgreiche „One hell of a nite“-Tour.

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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