Generationen verbinden sich: Wie Haftbefehl Reinhard Mey zurück in die Charts bringt

Die Netflix-Dokumentation „Babo – Die Haftbefehl-Story“ hat nicht nur die Streaming-Welt erschüttert, sondern auch einen musikalischen Überraschungseffekt ausgelöst: Reinhard Meys 55 Jahre alter Song „In meinem Garten“ erlebt ein unerwartetes Revival und steigt in die Top 20 der deutschen Spotify-Charts. Was als stille Szene in der Doku begann, entwickelte sich zu einem viralen Phänomen – und zu einem berührenden Moment zwischen zwei Künstlern, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Haftbefehl auf Platz 1 – und Mey mitten im Hype

Eine farbige Kohlezeichnung von Haftbefehl (KI-Art)
Eine farbige Kohlezeichnung von Haftbefehl (KI-Art)

Die Doku über Aykut Anhan alias Haftbefehl stieg direkt nach Veröffentlichung auf Platz 1 der Netflix-Charts in Deutschland. Sie zeigt den Aufstieg und Fall des Offenbacher Rappers, seine Drogenabhängigkeit, Selbstzweifel und die dunklen Seiten seines Lebens. In einer besonders emotionalen Szene spielt Haftbefehl auf seinem Smartphone Reinhard Meys „In meinem Garten“ und singt leise mit. Mit brüchiger Stimme wiederholt er die Zeile: „Blühte blau der Rittersporn, wo die anderen Blumen verdorr’n.“ Danach sagt er: „Brutaler Song.“

Diese Szene berührte nicht nur die Zuschauer, sondern auch das Netz: TikTok und YouTube wurden überflutet mit Kommentaren wie „Haftbefehl macht Reinhard Mey bei der Jugend wieder cool“. Der Song, ursprünglich Teil von Meys Album „Aus meinem Tagebuch“ aus dem Jahr 1970, war bislang ein Geheimtipp unter Fans – nun erlebt er einen zweiten Frühling.

Meys Skepsis und Haftbefehls Dankbarkeit

Reinhard Mey ist bekannt dafür, seine Songs selten für Filmprojekte freizugeben. Umso bemerkenswerter ist es, dass er „In meinem Garten“ für die Doku freigab – nachdem ein persönlicher Brief des Regisseurs und der Sohn seiner Managerin, ein Haftbefehl-Fan, ihn überzeugt hatten. Mey meldete sich nach dem Anschauen der Doku persönlich bei Haftbefehl. Der Rapper teilte dies stolz in seiner Instagram-Story und schrieb einen offenen Brief, in dem er sich für die stille, ehrliche Bestätigung bedankte.

„Was sie zuvor im Netz über mich fanden, weckte wohl eher Zweifel als Vertrauen“, schrieb Haftbefehl. „Doch gerade deshalb erfüllt es mich heute mit umso größerer Freude, dass Reinhard Mey nach dem Sehen der Doku persönlich zu mir fand.“

Ein Lied als Brücke zwischen Welten

„In meinem Garten“ handelt von Rückzug, Vergänglichkeit und dem Überleben zwischen Unkraut und Geröll – Bilder, die sich erstaunlich gut mit Haftbefehls Biografie decken. Die Szene zeigt, wie ehrliche Emotionen Genre-Grenzen überwinden können. Während Haftbefehl für rohe Straßenrealität steht, verkörpert Mey poetische Feinsinnigkeit. Doch in diesem Moment treffen sich beide Welten – und berühren eine neue Generation.

Streamingzahlen explodieren

Laut Raptastisch haben sich die Streamingzahlen von Reinhard Meys Song verdoppelt. Der Track ist nicht nur bei Spotify, sondern auch bei Apple Music in den Top 50 zu finden. Ein bemerkenswerter Erfolg für ein Lied, das über ein halbes Jahrhundert alt ist – und ein Beweis dafür, wie authentische Kunst über Zeit und Stil hinweg wirken kann.

Fazit: Mehr als nur ein Hype

Die Szene in „Babo – Die Haftbefehl-Story“ ist mehr als ein viraler Moment – sie ist ein kultureller Brückenschlag. Sie zeigt, dass Rap und Liedermacher, Straße und Poesie, Vergangenheit und Gegenwart sich nicht ausschließen müssen. Haftbefehl und Reinhard Mey haben gemeinsam bewiesen: Musik kennt keine Grenzen – nur echte Gefühle zählen. | mit KI

Über Jörg Wachsmuth 2541 Artikel
Jörg Wachsmuth gehört zu den beiden Gründern von rap2soul. Er ist Chefredakteur des Portals. Wachsmuth gehörte zur OffAir-Crew von Kiss FM Berlin, war von 1994 bis 2005 Moderator und Redakteur bei Radio Jam FM und später als Moderator von Radio BHeins in Potsdam (2015 - 2018). Aktuell ist er Chef und Morgenmoderator bei PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio. Der ausgebildete PR-Berater und Journalist ist auch Mitglied der Jury 25 "Soul, R&B und Hip Hop" beim Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.

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