Sieben Jahre nach der Trennung des Berliner Rap-Duos SXTN melden sich Juju und Nura erstmals wieder öffentlich zur gemeinsamen Vergangenheit zu Wort – und das mit deutlicher Kritik an der Deutschrap-Szene. In einem emotionalen Statement, das Juju über ihre Instagram-Story veröffentlichte und das sich auf einen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezieht, beklagt die Rapperin eine eklatante fehlende Anerkennung für die feministische Pionierarbeit, die sie gemeinsam mit Nura geleistet habe.
„Was für ein Feminismus soll das sein?“, fragt Juju in ihrem Statement und wirft der Szene vor, SXTNs Einfluss systematisch zu ignorieren. Laut der „Bling Bling“-Rapperin würden „90 % der Musikszene“ die Arbeit von SXTN nicht würdigen – obwohl viele Künstlerinnen und Künstler heute auf dem Fundament aufbauen, das sie und Nura gelegt hätten. Besonders bitter stößt ihr auf, dass SXTN in Interviews als Inspirationsquelle kaum genannt werde, selbst wenn der Einfluss offensichtlich sei.

Juju bezieht sich in ihrer Kritik auf einen FAZ-Artikel, der sich mit Feminismus im Deutschrap beschäftigt und unter anderem Künstlerinnen wie Loredana, Badmómzjay, Katja Krasavice, Shirin David und Ikkimel thematisiert. Während sie mit einigen dieser Rapperinnen bereits zusammengearbeitet hat, scheint sich ihre Kritik auf andere zu beziehen, die sich laut Juju an SXTNs Stil bedienen, ohne dies öffentlich anzuerkennen.
Besonders bemerkenswert: Auch Nura, mit der Juju seit der Trennung 2018 keinen öffentlichen Kontakt mehr hatte, teilte das Statement in ihrer eigenen Instagram-Story – ein stilles, aber deutliches Zeichen der Zustimmung.
Die Trennung von SXTN verlief alles andere als harmonisch. In ihrer Autobiografie „Weißt du, was ich meine? – Vom Asylheim in die Charts“ schilderte Nura 2020 erstmals ausführlich die Gründe für das Zerwürfnis. Sie beschrieb, wie sich die beiden Künstlerinnen während der Festivalsaison 2018 zunehmend entfremdeten. Während Nura vor Auftritten kiffte, habe Juju Alkohol konsumiert und sei teilweise angetrunken auf die Bühne gekommen. Playback-Einsätze und fehlende Kommunikation führten schließlich zum Bruch.
Juju wiederum erklärte damals, dass sie und Nura sich auseinandergelebt hätten und sich auf ihre Solo-Karriere konzentrieren wolle. Trotz der Differenzen betonte sie, dass sie Nuras Musik schätze und ihr Erfolg wünsche.
Dass nun beide Künstlerinnen – wenn auch indirekt – wieder an einem Strang ziehen, ist ein bemerkenswerter Moment in der Geschichte von SXTN. Juju betont in ihrem Statement, dass sie und Nura es waren, die feministischen Rap ohne Marketingkonzepte und Ghostwriter in den deutschen Mainstream gebracht hätten. Sie sieht sich und ihre ehemalige Partnerin als Startpunkt eines Trends, der bis heute die Medienlandschaft prägt.
Ob diese neue Einigkeit ein Schritt in Richtung Versöhnung oder gar Reunion ist, bleibt offen. Doch eines ist klar: SXTN war mehr als nur ein kurzlebiges Rap-Phänomen. Sie waren laut, unbequem, feministisch – und ihrer Zeit voraus. Dass sie dafür bis heute nicht den verdienten „Hak“ bekommen haben, wie Juju es nennt, ist ein Vorwurf, den die Szene nicht ignorieren sollte.
Text: Jörg für Quellen: , Raptastisch, bigFM, Musikexpress, Wikipedia | mit KI
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