George Duke – Duke

„Black Music“, soweit lässt sich das klar sagen, ansonsten fällt die Einordnung oder auch nur Beschreibung schwer, weil George Duke auf diesem Album wieder einmal elegant das Beste aus verschiedenen Genres herausholt. „Duke“ hat Soul, ist manchmal funky und bietet die verspielte Leichtigkeit von Smooth Jazz (so bei „Superwoman“), aber schon beim nächsten Track (in diesem Fall „No One“) auch melancholischen Jazz für die Hotelbar.

Der legendäre Keyboarder, Songschreiber, Sänger und Produzent bringt mit diesem Longplayer eine sehr eingängige Mischung verschiedener Stile zu Gehör. Er ist beileibe kein Musiker, der sich einem ganz bestimmten Genre zuordnen ließe. Jazz, der erste Musikstil, der für George Duke wichtig war, begeisterte ihn bereits als Kind: Als er vier Jahre jung war, nahm ihn seine Mutter auf ein Konzert von Duke Ellington mit. Das beeindruckte ihn so sehr, dass er anschließend wie verrückt umherlief und ständig sagte: „Get me a piano, get me a piano!“

Nun, Unterricht nahm er ab dem Alter von sieben und lernte vor allem auch…ich trau’ es mich kaum aufzuschreiben, weil das fast immer kommt…in der Kirche. Selbst meint er: „Ich habe eine Menge über Musik von der Kirche gelernt. Ich sah, wie Musik Emotionen wecken kann im Sinne von Ursache und Wirkung.“ So wichtig Jazz für ihn in den 70ern war, am Ende konzentrierte er sich auf R&B und Pop. Wenn man sich einige seiner CDs (auch die aktuelle!) anhört, passt es wunderbar ins Bild, dass George Duke damals mit Al Jarreau eine Gruppe gründete, die zur Hausband vom Halfnote Club in San Francisco wurde. Dieses Ignorieren vermeintlicher musikalischer Grenzen und Genres ist beiden gemeinsam.

Ich halte George Duke zugute, dass er seine lange musikalische Erfahrung in dieses Album auch insofern in „Duke“ gesteckt hat, als er aus der vielen verschiedenen Musik, die in seinem langen Musiker-Leben mal sehr gefragt und mal weniger gefragt war, tief geschöpft hat. Mit anderen Worten: George Duke bietet auf dieser CD sehr viel Abwechslung und kratzt dabei nicht nur an der Oberfläche, sondern holt die Schätze hervor.

Manch einer der alten Fans mag sich daran stören, dass neben herkömmlichen Musikinstrumenten auch Synthesizer, E-Gitarre und elektrischer Bass verwendet wurden, doch auch hier kümmert sich George Duke nicht um Grenzen, sondern nutzt einfach alle Möglichkeiten, die sich ihm als Musiker bieten.

Gäste auf „Duke“ sind unter anderem Airto Moriera, Everette Harp, Gerald Albright, Ray Fuller, Eric Benét, Hurbert Law, Rachelle Ferrell, Howard, Hewett, Phil Perry und Sheila E. Das sieht schon beeindruckend aus, allerdings stehen die Namen nur im (ordentlich gemachten) Booklet. Hinten beim Tracklisting steht nur groß „PRODUCED BY GEORGE DUKE“.

Mein Jewel Case, das mir das Label Dôme direkt aus Großbritannien geschickt hat, bietet als zweite Scheibe noch eine DVD mit zwei Ausschnitten aus der DVD „George Duke Band – Live in Tokyo, Japan 1983“. Das ist ein netter Bonus.

FAZIT: “Duke” ist ein gelungenes Album für Black Music Fans, die gerne einmal auf klare Genre-Grenzen verzichten und eine gewisse Affinität zu Jazz haben. Auch die schnellen Tracks vermitteln eine entspannte, heitere Atmosphäre.

Künstler: George Duke | Album: Duke | Label: Dôme | VÖ: 11. März 2005

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.