WEIBLICH – DEUTSCH – SOUL. Wird durch dieses Raster gefahndet, dann ist die Liste der Verdächtigen nicht gerade lang. Viele behaupten ja, Soul zu singen, machen aber unterm Strich nur besseren deutschen Schlager. Darüber hinaus gab es bislang nur Joy Denalane und Bintia.
Jetzt kommt Vanessa Mason als Dritte in diesen Bund, der wir mit dem ambitionierten Album auch ihre Jugendsünde bei den Euro-Dancern The Real McCoy verzeihen. Sie war jung und brauchte sicher das Geld. Die 14 von ihr geschriebenen Songs des LP-Debüts sind „The Real McCoy“, pure Soulmusik. Ihr vierjähriges Intermezzo in Philadelphia ist dabei nicht spurlos an der Tochter eines GI’s vorüber gegangen; übersetzt sie doch viel von dem, was im Philly-Soul (der späten 90er, aber auch in der Ära der Delfonics) transportiert wurde, in ihre Muttersprache.
Dabei berlinert sie sympathisch, aber Geschichten wie „Halt Abstand“ passieren nicht nur in der Metropole. Das hat Seele, das ist intensiv, das groovt – das ist Soul. In Deutschland also Musik für die Minderheit mit dem besseren Geschmack. Und hier stellt sich die Frage, ob der Markt eine zweite Joy Denalane überhaupt vertragen kann. Das ist aber der einzige Unsicherheitsfaktor für Vanessa Mason.
Künstler: Vanessa Mason | Album: Musik | Label: Smd Neo-Fr (Sony BMG) | VÖ: 6. Juni 2005