Meant2B – Meant2B

Mit diesem Sound hätten sie vor ein paar Jahren groß werden können. Zum Teil erinnert „Meant2B“, das Debütalbum der gleichnamigen Band aus Oklahoma City, an einige R&B-Künstler aus den 90ern.

Dem Trend zur Rückbesinnung auf die Stärken des alten Soul, dem plötzlich so angesagten Retro-Sound haben sich diese Jungs definitiv nicht angeschlossen. Paradox, dass sie gerade deshalb zunächst wie von gestern klingen! Doch das ist nur der erste Eindruck. Außerdem gilt: Gerade diesen Sound vermissen viele R&B-Fans schon wieder, so dass Meant2B im Grunde auf offene Ohren treffen, nur dass die Zahl der Ohren begrenzt ist, weil sie nicht bei einem Major Label unter Vertrag stehen.

Wie so viele R&B-Gruppen sind Meant2B zu viert: Tre’ aka „Lil Nova“, Eric aka „Ezo“, Dele aka „Mr. Business“, Ahmad aka „Snoopy“. Das erste Mal alle zusammengetroffen sind sie bei einer Uni-Party – eine gute Gelegenheit, um über Musik ins Gespräch zu kommen!

Ob Hip-Hop Soul, wie sie ihren Sound bezeichnen, die richtigen Assoziationen weckt, bezweifle ich. Dafür ist ihr Sound meist zu harmonisch, weich und „flockig“. Die Gast-Raps von Devin The Dude bei „Nice Tint Pt. II” würden sogar in Milch schwimmen, um einen alten Werbespruch aufzugreifen. Für „Back-Up Plan“ passt Hip-Hop Soul indes gut.

Wenn Meant2B tatsächlich bereits als Vorgruppe für Twista, Busta Rhymes, Amanda Perez, 50 Cent, Tank und die Ying Yang Twins auf der Bühne standen, frage ich mich, ob sie dort richtig waren, denn deren Sound hat sich zum Teil sehr stark entwickelt bzw. den neuesten Trends angepasst. Genau das gilt für Meant2B eben nicht.

Beeinflusst, sagen Meant2B, haben ihren Sound vor allem Jodeci, Silk, Jagged Edge und Boyz II Men. Das hört man und das ist nicht schlecht. Persönlich gefällt es mir ausgesprochen gut, dass sich die Band am Sound der genannten Gruppen orientiert – mit Blick auf die Zeit, als diese Künstler regelmäßig weit oben in den Charts waren.

Aus dem Rahmen fällt der Track „Clap Yo Hands“, der mit seinem schnellen, unruhigen Beat und seinem moderneren Sound nicht so recht zu den starken Songs passt. Für sich genommen ist er nicht schlecht, doch in diesem Kontext irritiert er. Bei „Can We Get Together“ beweisen Meant2B dafür, dass sie mit einem kräftigen Beat gut arbeiten können.

Das faszinierende an Meant2B ist für mich, dass die Prägung durch den Sound der 90er und ganz besonders den Sound der oben genannten Künstler in Verbindung mit dem Einsatz moderner Elemente letztlich zu einem unterscheidbaren, recht eigenständigen Sound führt.

Dazu kommen echte stimmliche Qualitäten, denn die teilweise spartanische Instrumentierung und zurückhaltende Produktion könnte echte Schwächen nicht genug verdecken. Bei den großen Labels wird oft „überproduziert“, so lange geschliffen, bis die natürliche Schönheit eines Songs ruiniert ist. Wer mit kleinem Budget arbeitet, kommt aus finanziellen Gründen meist gar nicht in diese Versuchung.

FAZIT: „Meant2B“ ist das richtige Album für diejenigen R&B-Fans, die vom Sound der 90er geprägt wurden. Meant2B klingen nicht aufgewärmt, sondern entwickeln diesen Sound sinnvoll und solide weiter.

Künstler: Meant2B | Album: Meant2B | Label: Perspective Music / IODA

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.