Geht’s plötzlich in eine andere Richtung, als die Fans es von ihren Stars gewohnt sind, ist die Enttäuschung groß, und ich muss zugeben: Auch ich hab’ was anderes erwartet. En Vogue waren – auch bei ihrem experimentellen „Masterpiece Theatre“ – immer ein Symbol für moderne Eleganz und voll kühler, erotischer Ausstrahlung.
Damit ist wohl erstmal Schluss, denn schon das Cover zeigt…ja, was eigentlich, das ist für mich schon mal das erste Problem: Passend zum Titel „Soul Flower“ eine Frau, deren Gesicht von einer gelben Blume zum Großteil verdeckt wird. Doch wer ist das? Oder ist es gar keine Frau, sondern ein Kind? Farbgebung und Schrift deuten wenigstens an, wohin es musikalisch geht: Neo Soul. Der hat im Falle von „Soul Flower“ zwar hohe Qualität, ist aber wahrlich nicht von der Markanz, wie ich es von den Funky Divas erwartet hatte.
Das ist doppelt enttäuschend, wenn man bedenkt, dass sie diesmal doch viel mehr Freiheiten hatten als früher, als sie noch bei einem Major unter Vertrag standen. Mit ihrem eigenen Label Funky Girl Records müsste es doch weit innovativer, experimentierfreudiger und (selbst bei Neo Soul!) frischer klingen.
Ihre Arbeit als auswechselbar zu bezeichnen und ihnen vorzuwerfen, dass sie nun Musik machen würden, wie dutzende andere Girl Groups, wäre dennoch ungerecht, denn ganz so einfallslos wie einige Leute sagen, ist ihr neuer Sound nun nicht. Auch fehlen nicht alle En Vogue-typischen Elemente und harmonieren sie auch in der neuen Besetzung (Terry Ellis, Cindy Herron und Rhona Bennett) gut. Der starke Einsatz akustischer Instrumente ist – wenngleich nicht die beste Idee für En Vogue – Geschmackssache, die verhältnismäßig hohe Zahl von Slow Jams erst recht! Singen können sie, so viel steht fest, und soviel zeigen sie auch! Nur wie En Vogue klingt es irgendwie nicht mehr.
Künstler: En Vogue | Album: Soul Flower | Label: Funky Girl Rec | VÖ: 12. Oktober 2004