Don-E – Das „Try This“ Interview in Berlin

Begeisterung! Zunächst beim Showcase in Berlin und dann noch am Folgetag beim Interviewtermin. Neu auf dem Londoner-Label Dôme Records zu finden ist jetzt auch Don-E. Das Label ist ein Versprechen an die Soul-Musik. Das Album „Try This“ erfüllt das Versprechen. Rap2soul Chefredakteur Jörg Wachsmuth traf den britischen Sänger zum Vier-Augen-Gespräch.

rap2soul: Hallo Don-E, schön Dich zu treffen. Fangen wir mit dem Interview von hinten an. Welcher Song auf Deinem neuen Album ist Dein Lieblingssong?

Don-E: Track 10 – One More Time, der Song „One More Time” ist für das Highlight auf dem Album und dann mag ich noch Track 5 „Keep On Lovin You“ sehr.

rap2soul: Du hast das Album selber produziert. Welche Idee steckt hinter Deiner Musik, hinter Deinen Texten, hinter dem Album?

Don-E: Was ist die Idee. Es ist Liebe. Die Liebe zur Musik, die Liebe zur Liebe, die Liebe zum Leben. Alle singen über Geld, ich glaube es macht Sinn über die Liebe zu singen. Ich singe über Liebe und Leben.

rap2soul: Und die musikalische Idee…

Don-E: Ich mag Old School. Wie es Künstler wie Prince oder Stevie Wonder machen. Die haben die ganzen Alben allein produziert, es war für mich wichtig es auch so zu machen. Als ich mein erstes Album „Unbreakable“ veröffentlicht habe, wussten die Leute nicht, dass ich es geschrieben habe, dass ich die Instrumente gespielt habe. Sie dachten nur, ich würde lediglich singen. Diesmal wollte ich sicher gehen, dass sie wissen, dass ich es kann. Das ist was ich tue, was ich kann. Vielleicht beim nächsten Album versuchen wir etwas anders, aber diesmal wollte ich sicher gehen.

rap2soul: Wann hast Du mit dem Singen angefangen?

Don-E: Die Entscheidung selber zu singen, lass mich nachdenken. Ich glaube ich war 14 Jahre alt. Ich hatte vorher schon die ganzen Background-Dinge gemacht, aber nie gesungen. Ich wollte nicht singen. Aber mit 14 habe ich dann angefangen. Ich hab als Kind nicht in der Kirche gesungen. Ich habe in der Kirche gespielt, aber nie gesungen. Die Leute waren geschockt, das ist der Typ der in der Kirche gespielt hat und jetzt singt er.

rap2soul: Da hast Du erst angefangen, was ist mit der Dusche…

Don-E: Als ich 14 war. Ich habe im Bad gesungen unter der Dusche, aber mit 14 erst zum ersten Mal öffentlich. Meine Mutter hat gesagt, als ich ein Baby war, habe ich schon Musik gemacht. Immer wieder Geräusche. Es war also früh erkennbar, das ich Musiker werden würde.

rap2soul: Und Dein erster öffentlicher Auftritt?

Don-E: Mein erster öffentlicher Auftritt, 1992. Mein erstes Album, das war der Moment als ich raus kam. Das erste Mal, das ich meine Stimme aufgenommen habe, war mit 14.

rap2soul: Ich erinnere mich an einen Song mit einem Telefon auf dem Cover…

Don-E: „Call Me“ – Ich hab zwei Songs für „Exploding´plastics“? gemacht. Die erste war „Call Me“ und der zweite war „Dom Pergion“. Ich hab zwei Songs mit dem Label gemacht, aber sie haben es dann geschlossen. Einer von den Jungs ist nun in einer Gruppe, den „Rude People“? – sie machen House-Musik. Ich habe einige Jahre damit verbracht Songs für verschiedene Independent-Label aufzunehmen. Ich hab Drum´n´Base, House alles gemacht. Aber ich liebe Soul-Musik.

rap2soul: Wie würdest Du Deinen Style bezeichnen?

Don-E: Ich mache UK Carabeen Soul. Es ist ein wenig Latin-Style, meine Mum ist von Jamaika, mein Dad von Barbados, ich bin in England geboren. Ich habe American-Style gehört. Ich mixe. Ich mag den Latain, Spanish, Brasilian-Stuff. Ich versuche das alles in meiner Musik zu kombinieren.

rap2soul: Wo nimmst Du die Inspiration zum texten her?

Don-E: Es ist viel was ich erlebt habe. Es kann alles sein, was mich inspiriert. Du kannst mir jetzt was erzählen, ich denke darüber nach und erkenne: Das ist ein Song. Ich hab gerade die Situation erlebt und ich denke „Okay, das ist ein Song.“ Das Album ist über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahre geschrieben. Ich habe einen Song geschrieben und dann wieder einen Song. Chill-Out. Bin in ein anderes Land geflogen, zurückgekommen. Inspiration. Das Album kam über einen Zeitraum von drei Jahren zusammen. Für mich ist es wichtig die Zeit zu haben. Nicht produzieren und remixen mit anderen Musikern. Es ist wichtig mal aus der Szene raus zu kommen, das gibt mir die Möglichkeit meine eigenen Erfahrungen zu machen.

rap2soul: Was macht Don E in Zukunft?

Don-E: Ich möchte mich entwickeln, neue Talente entdecken. Ich habe schon Lornette Ford, sie ist auf der Single „Slow“. Jakob Grimm. Ich promote mein Album. Kreuze die Finger, das das Album gut läuft. Ich bringe die anderen Personen zu meiner Produktionsfirma „DONFIRMA“.

rap2soul: Bekanntester Künstler auf Deinem Album (neben Dir) ist Omar, warum er?

Don-E: Wir sind Freunde seit Jahren. Wir hatten immer die Absicht, etwas gemeinsam zu machen. Die Leute kennen ihn, die Leute kennen mich. Wir dachten es ist eine gute Idee etwas gemeinsam zu machen. Er kam zum Studio, wir haben abgehangen, hatten ein paar Drinks. Wir hatten die Keyboards, hatten die Drums. Wir haben den Song 1994 aufgenommen. Aber er kam niemals raus. Er hatte mich auch inspiriert selber zu singen. Ich war zu Hause, er kam rum, hörte meinen Kram, sagte, „Hey das ist mein Style, er ist britisch und es hört sich nicht amerikanisch an.“ Er gab mir Inspiration. Es war wie ein Traum der wahr wurde.

rap2soul: Du warst in den USA und in England aktiv. Gibt es Unterschiede?

Don-E: Ich hatte gedacht es gäbe einen Unterschied, aber da war keiner. Der Unterschied ist vor allem im Sound der Musik. Die Frequenz von amerikanischen Sounds ist big, in England scheint er klein. Ich habe eine Menge Zeit mit Mix-Eniergies? Verbracht. Mit Bob Powers. Er produzierte „On & On“ für Erykah Badu. Er machte das meiste für das Album, er machte „Brown Sugar“, er machte Lynden David Halls Album. Ich habe eine Menge Zeit mit ihm im Studio in New York verbracht. Ich hab ihm zugeschaut. Wir haben Songs zusammen geschrieben. Ich hab einfach gelernt wie die Amerikaner es tun und da ist kein großer Unterschied zu dem wie es die Britten machen. Nur sie machen alles sehr laut. Und in England „Nein. Nein, zieh es runter es ist im roten Bereich“. Und da „Es ist im roten, aber es hört sich gut an.“

rap2soul: Und wie bist Du zu Dôme-Records gekommen?

Don-E: Ich hatte mit Rasshan Patterson eine Session. Pete (Chef von Dôme Records) kam zum Studio. Er fragte mich was ich tue. Und ich sagte ihm ich hab hier ein Album und ich warte noch auf das richtige Label. Er hat meine Demos mitgenommen und am nächsten Tag rief er an. „Ich bring es raus, das ist gutes Material“
Dôme ist das Label was immer nach Soul-Musik sucht. Auch Künstler die in Vergessenheit geraten sind bringen ein Album bei Dôme-Records raus. Viele Leute aus den 80ern, die niemand mehr unter Vertrag nehmen will, Dôme holt sie.

rap2soul: Hast Du Vorbilder?

Don-E: So viele Künstler. Da sind Dr. Hook, Quincy Jones, Ray Charles, Somkey Robinson, ich bin von so vielen Künstlern beeinflusst. Aber ganz oben auf der Liste Stevie Wonder. Einfach weil er alle Instrumente auf seinem Album spielt, weil er dazu singt, er macht alles. Und Prince war ein großer Einfluss für mich.

rap2soul: Was ist mit Beverley Knight?

Don-E: Beverley Knight ist meine Cousine. Sie ist die Tochter von der Schwester meines Vaters. Ich habe einen Song auf ihrem zweiten Album produziert. Wir haben schon zusammen gearbeitet. Und ich hoffe wir werden auch in der Zukunft zusammenarbeiten. Ich werde Live-Shows in London machen und sie wird als Special-Guest kommen. Ich habe eine musikalische Familie. Mein Bruder spielt für Sugababes.
Ich habe einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester. Und meine Schwester singt mit Beverley Knight. Background-Vokals. Und mein Bruder spielt mit verschiedenen Gruppen, im Moment mit den Sugababes.

rap2soul: Singt Dein Bruder auch

Don-E: Er singt noch nicht, aber er kann singen. Er spielte mir ein Demo vor. Ich sagte „Uhh.“ Er hört sich an wie ich, nur tiefer. Er hat eine tiefere Stimme. Er ist Drummer und Percussionist. Vielleicht singt er später. Es war bei mir auch so, ich spielte Instrumente. Dann brauchte ich einen Sänger, fand aber keinen, seit dem singe ich selber. Und die Leute sagten, das hört sich nicht schlecht an, das klingt gut. Und ich kreierte meinen eigenen Sound. Das ist was Stevie tat, was Prince tat.

rap2soul: In den Schubkästen seines Hauses soll Prince tausende von Songs lagern, was ist mit Don E?

Don-E: Ich habe tausende von Songs in meinem Studio. In Plastiktüten. Ich habe viele Plastiktüten voll mit Kassetten. Von den 80ern bis heute. Meine Freunde sagen, nimm ein paar Songs, bring die raus. Die waren gut. Aber als Künstler will man immer neue Bilder schaffen. So ich schreibe ständig, aber ich habe viele Songs in meinem Studio. Tausende von Songs. Und das Härteste ist, die Besten rauszusuchen.

rap2soul: Du bist zum ersten Mal in Berlin, wie gefällt Dir die Stadt?

Don-E: Ich muss hier ein Wochenende verbringen. Ich hab Berlin noch nicht richtig gesehen. Was ich gesehen habe ist gut, es ist günstiger als London, was gut ist. Das Wasser ist besser. Es ist weicher in London, ist es härter. Das merkt man beim duschen…

rap2soul: Dabei gilt es als eines der Härtesten in Deutschland. Ich danke Dir.

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Jörg Wachsmuth gehört zu den beiden Gründern von rap2soul. Er ist Chefredakteur des Portals. Wachsmuth gehörte zur OffAir-Crew von Kiss FM Berlin, war von 1994 bis 2005 Moderator und Redakteur bei Radio Jam FM und später als Moderator von Radio BHeins in Potsdam (2015 - 2018). Aktuell ist er Chef und Morgenmoderator bei PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio. Der ausgebildete PR-Berater und Journalist ist auch Mitglied der Jury 25 "Soul, R&B und Hip Hop" beim Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.