Hil St. Soul – Soulidified

Das ist endlich das Album, um ihren Hörerkreis deutlich zu erweitern. Anspruchsvoll, erwachsen und abwechslungsreich bringt Hil St. Soul auf „Soulidified“ Songs, die nicht nur einen kleinen Kreis von Soulfans begeistern kann, sondern durch die Eingängigkeit die Hürde niedrig hält. „SOULidified“ klingt fröhlicher und lebendiger als die Vorgänger und auch ein Stück amerikanischer.

Gleichzeitig ist es das erste Album von Hil St. Soul, auf dem eine nennenswerte Zahl von Slow Jams enthalten ist. Bei ganz ruhigen, sparsam instrumentierten Stücken kann ein Sänger am besten zeigen, was er kann, seine stimmliche Qualität am besten zur Geltung bringen. Unverständlich daher, dass wir auf entsprechendes Material so lange warten mussten, denn Hilary Mwelwa singt bestimmt so gut wie Mary J. Blige, an die sie mich bei einigen Stücken vom Stil her stark erinnert. Nein, ich gehe einen Schritt weiter: Hil St. Soul liefert mit „Soulidified“ das Album, auf das wir bei Mary J. Blige noch warten. Eine kleine Annährung Richtung Hip-Hop wagt auch Hil St. Soul, doch liegt dort kein Schwerpunkt, die Mélange aus R&B, Soul und Smooth Jazz, ergänzt um eine Prise Hip-Hop, ist sehr vielschichtig. Entsprechend oft lässt sich bei mehrmaligem Hören noch Neues entdecken.

Hil St. Soul – Soulidified (Cover)
Hil St. Soul – Soulidified (Cover)

Gäste sind nur zwei im Tracklisting aufgeführt: Die Raps in „Smoky Joint“ stammen von King Reign, der nach dem Ausscheiden von May One Nine zur kanadischen Hip-Hop Band Brassmonk aus Scarborough, Toronto, ersetzt. Der zweite Gast hat auch Erfahrungen in der Arbeit mit einer Hip-Hop Band: Dwele hat mit Slum Village, die wie er aus Detroit kommen, gemeinsam aufgenommen, ist aber Soulsänger und Songschreiber. Bei „Baby Come Over“ harmoniert er zwar mit Hilary Mwelwa, ein wenig mehr Profil dabei hätte ich mir aber schon gewünscht, vielleicht wäre ein anderer Track besser für die Kooperation geeignet gewesen, denn Dwele kann viel mehr als er hier zeigen darf.

Dafür zeigt Hil St. Soul endlich, dass sie nicht nur eine anspruchsvolle Nische bedienen weiß, sondern auch einen größeren Kreis anspruchsvoller Soulhörer zu begeistern vermag. „Soulidified“ ist mit Sicherheit eines der besten Black Music-Alben in 2006.

Künstler: Hil St. Soul | Album: Soulidified | Label: Shanachie (Just records Babelsberg) | VÖ: 14. April 2006

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.