Incognito – Bees+Things+Flowers

Dieses Incognito-Album ist anders als die anderen: Nicht nur, dass es konsequent relaxte Sounds bietet, die Band um Jean-Paul Maunick wartet diesmal mit einer Mischung von ganz neuen eigenen Tracks, Coverversionen und Remakes eigener Stücke auf. Manch einen Fan mag es überraschen, wie ruhig und soulig Jean-Paul Maunick es mit seinem Team diesmal angehen lässt.

Eine feste Besetzung haben Incognito nicht, was die Umsetzung unterschiedlicher Album-Projekte erleichtert und Stil-Wechsel viel einfacher macht. Mit ihren Stimmen sind dieses Mal Tony Momrelle, Sarah Brown, Maysa, Jocelyn Brown, Imaani, Joy Rose, Carleen Anderson und Boss Jean-Paul Maunick selbst dabei.

Die neue Version von „Everyday“ verdeutlicht das besonders gut: Beim ersten Hören wartet man darauf, dass es jeden Moment „richtig“ los geht und nach einem soften Intro der Song als der Dancefloor-Knaller losgroovt, als den man ihn kennt. Aber nix da! Man könnte dazu auch meditieren.

Der heftige Jazz-Funk, für den Incognito berühmt sind, findet auf „Bees+Things+Flowers“ nicht statt, entsprechend geteilt ist das Echo der Fans. Wer Erwartungen enttäuscht, hat es stets schwer, auch wenn er damit neue Perspektiven eröffnet. Neu ist der Sound allerdings nur für Incognito, wenn überhaupt, denn Soul Jazz der sanften Art gab es bereits öfter in kleiner Dosierung.

In diesem Stil einmal ein ganzes Album aufzunehmen, ist eine gute Idee, weil es schade wäre, die Fähigkeiten des Projekts in diesem Segment nicht auch einmal auszuschöpfen – zumal Incognito zwischen den Veröffentlichungen nicht mehrere Jahre verstreichen lassen, die Fans des „typischen“ Incognito-Sounds vermutlich nicht lange auf Nachschub bei „ihrem“ Sound werden warten müssen.

Fast vollständig auf natürliche Instrumente zu setzen, passt hervorragend zum Stil von „Bees+Things+Flowers“, sorgt das doch für einen besonders warmen, weichen Klang. Der steht auch den wenigen schnellen Stücken des Longplayers ausgezeichnet.

Wie Musik wahrgenommen wird, ist individuell zwar sehr verschieden, doch folgendes lässt sich wohl als zutreffend für die meisten Hörer sagen: „Bees+Things+Flowers“ ist ein Album, das trotz der entspannten Stimmung kaum als Begleitsound beim Arbeiten genossen werden kann. Entweder entgehen einem die Feinheiten, die ganz wesentlich die Qualität dieses Longplayers bestimmen, oder man verliert sich darin und träumt mehr als zu arbeiten.

Die meisten Menschen werden „Bees+Things+Flowers“ eher im Frühling oder Sommer hören wollen, bei Sonnenschein und hohen Temperaturen. Am besten passt es in die Abend- und Nachtstunden oder in die Morgendämmerung, um dazu mit viel Ruhe und Genuss einen guten Tee oder Kaffee zu genießen – mit aller Zeit der Welt ohne einen Blick zur Uhr. Auch für einen faulen Nachmittag auf der Couch oder einer Wiese im Park liefert dieses Album die passende Musik, um den Genuss glatt zu verdoppeln.

Künstler: Incognito | Album: Bees+Things+Flowers | Label: Edel Records | VÖ: 27. April 2007

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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