Cryptic – It’s Been A While

Entweder war Mark Brown aka BrownMark als Bassist in der Band von Prince genau richtig – oder er hat in den siebeneinhalb Jahren einfach eine Menge vom Megastar mitgenommen und auf seinen Stil übertragen. Die Ähnlichkeiten zum Sound seiner eigenen Band Cryptic sind unüberhörbar!

Für das Album „It’s Been A While“ wurde auf Sound-Exzesse und schräge Experimente verzichtet, doch weisen die Rhythmen meist Breakbeat-Muster auf und wurde gar nicht erst versucht, ihren elektronischen Ursprung zu verbergen; einige Songs klingen geradezu übertrieben elektronisch. Doch wie gesagt: Cryptic haben nicht übertrieben – mögen muss man das allerdings schon.

Ob es sich bei „It’s Been A While“ um Mark Browns drittes Soloalbum handelt (der Titel scheint in diese Richtung zu deuten) oder um das Debüt seiner zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 2002 neuen Band Cryptic, dem ersten Act bei seiner eigenen Firma Cryptic Music Group, ist eine Frage der Perspektive. In jedem Fall war es durch die lange Pause zwischen dem zweiten und dritten Album eine lange Zeit, in der sich Musikstile und Publikumsgeschmack verändert haben – ja, seit 1989 hatte sich die Welt (!) verändert!

Dazu zählt auch die Entwicklung des Internets zum Massenmedium, wodurch sich Mark Brown ungeahnte Chancen für kleine Mitspieler wie ihn im Musikgeschäft ausgerechnet hatte. Was genau er sich davon versprochen hatte, weiß ich nicht, doch auch ich bin durch das Netz auf „It’s Been A While“ aufmerksam geworden.

Interessant ist, dass sich der Gesangsstil des Künstlers im Gegensatz zur Instrumentierung weit, weit konservativer anhört. Zudem macht „It’s Been A While“ einen innovativeren ersten als zweiten Eindruck, soll heißen: Zuerst wirkt dieses Album besonders kreativ, modern und innovativ. Hat man alle 18 Songs gehört, weiß man, dass Mark Brown den modernen R&B nicht gleich 18mal neu erfunden hat.

Dennoch schließe ich mich einer „weniger-ist-mehr-Beurteilung“ nicht an, denn meiner Auffassung nach muss nicht jeder Track ein potentieller Chartstürmer sein oder den Sound des Genres neu definieren. Wer auf den Geschmack gekommen ist – was ein wenig dauern könnte, weil der Sound nicht so eingängig wie bei Mainstream-Alben ist – wird sich freuen, nicht kurz gehalten zu werden. Die Zeiten, in denen man Musik auf Alben hauptsächlich als Teil eines kompletten Durchlaufs einer Platte oder CD hörte, sind wohl endgültig vorbei – soll sich, wem es zuviel wird – die persönlichen Favoriten auswählen und den Rest ignorieren!

Mag sein, dass Mark Brown bei diesem Album seine beste Leistung auch wieder am Bass bringt; wagt er sich ein klein wenig aus der Deckung, ist zu erkennen, dass mehr als Genug Gesangstalent in ihm steckt. Für „It’s Been A While“ hat Mark Brown zusätzlich seine Talente als Songschreiber und Produzent eingesetzt. Der Mann kann wahrlich mehr als nur Bass!

Künstler: Cryptic | Album: It’s Been A While | Label: Cryptic Music Group / OarFin Records | VÖ: 10. September 2007

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.