Marques Houston – Veteran

Ohne Superstar-Status erreicht zu haben, kann sich Marques Houston 2007 mit 25 Jahren zu Recht einen Veteran nennen. 16 Jahre im Musikgeschäft sind eine lange Zeit, so lange gefragt zu bleiben, muss ein Künstler erst einmal schaffen.

Die Mehrzahl der Songs ist ruhig bis mittelschnell, was eine gute Entscheidung ist, denn Marques Houston beherrscht die leisen Töne besser. Insofern war „Favorite Girl“ dagegen nicht die beste Wahl als erste Single. Der Song klingt nett, entspannt, unbeschwert, ermöglicht dem Künstler aber nicht, sich von seiner stärksten Seite zu präsentieren. Typisch für den Stil des Albums ist eher die zweite Single „Circle“, auf der Marques Houston mit seiner Leidenschaft wettmacht, was ihm stimmlich im Vergleich zu den Stars seines Genres fehlt. „Circle“ erreichte in den amerikanischen Black Music Single Charts mit Platz 37 im Vergleich zum 56. von „Favorite Girl“ auch die bessere Position.

Im unteren Midtempo-Bereich gelingt es Marques auch zu überzeugen: Das sehr eingängige „Wonderful“ bringt seine kräftige Stimme gut zur Geltung, die Produktion ist exzellent. Das ist genau die Art von Song, die – einmal morgens im Radio gehört – den ganzen Tag im Kopf nachhallt. Songschreiber Ne-Yo hat hier großartiges Material geliefert, das für ihn ein sicherer Hit hätte sein können.

Einen zumindest komplexeren Eindruck vermittelt „Exclusively“, das man sich auch sehr gut auf einem IMx-Album hätte vorstellen können. Ohne moderne Produktionstechnik hätte ihn Marques Houston alleine auch gar nicht singen können, dafür braucht es mehrere Stimmen. Marques meistert zwar alle Parts, doch wäre dies eine Gelegenheit für eine kleine Band-Reunion gewesen.

Ein einsamer Veteran ist MH bei seinem dritten Studioalbum indes nicht: Das erste Lied nach dem Intro ist der Club Track „Like This“ mit Rapper Young Yoc – nicht schlecht auf seine Art, doch unpassend besonders an dieser Stelle des Albums, wenn sich Marques Houston mit „Veteran“ endgültig vom Image als Teenie-Star befreien möchte.

Der einzige andere Track mit Gästen ist „Hold N’ Back“, auf dem Mya und Shawnna beide jeweils nur einen kleinen Part übernehmen, dafür jedoch sehr verführerisch für das gewisse Extra sorgen. Verschenkt wurde so allerdings, einen Partykracher für die oberen Plätze in den Charts aufzunehmen. Sowohl Mya als auch Shawnna haben bereits mehrfach bewiesen, dass sie für mitreißende Power-Tracks die passenden Stimmen besitzen.

Der große Karrieresprung ist für Marques Houston mit „Veteran“ so nicht zu erwarten, doch mit 25 hat er (auch inhaltlich) das richtige Album geliefert, um sich als junger Erwachsener zu präsentieren. Dafür müsste er auch mehr Profil entwickeln, was hier ganz klar nicht der Fall ist, obwohl seine Produzenten The Underdogs, Cory Bold, Rufus Black, Stereotypes und Bryan Michael Cox durchweg gute bis sehr gute Arbeit geleistet haben. Typischer R&B-Sound bleibt auch auf hohem Niveau Musik, die ihn nicht aus der Masse heraushebt. Vermutlich tut er gut daran, weiter in kleinen Schritten vorwärts zu gehen, um auch der in all den Jahren gewachsenen Fanbasis das zu geben, was sie erwartet.

Künstler: Marques Houston | Album: Veteran | Label: Universal (Universal) | VÖ: 17. April 2007

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.