Zweiter Tag im Prozess gegen R. Kelly

Heute, Mittwoch den 21.05.08 wurden einige Zeugen von der Staatsanwaltschaft aufgerufen, als erstes ein Ermittler, der das Video untersucht und Zeugen gesucht hat, die die Identität der Frau im Video klären können.

Der Ermittler gab an, mehrere Verwandte des angeblichen Opfers gefunden zu haben, alles Mitglieder der Edwards/Landfair Familie und eine Schulfreundin von Reshona Landfair (angebliches Opfer) und deren Vater.

Wir erinnern uns, Sparkle alias Stephanie Edwards ist die Tante von Reshona Landfair und sie hat bei der Polizei vorgesprochen, um die Frau im Video zu identifizieren. Sparkle hatte sich aber selbst bei der Polizei gemeldet und ist nicht „gefunden“ worden, wobei ungeklärt blieb, wie Sparkle wissen konnte, dass ein Video bei der Polizei untersucht wurde und was darauf zu sehen ist.

Beim Kreuzverhoer durch R. Kellys Anwalt Mr. Adam musste der Ermittler allerdings zugeben, dass er niemals R. Kelly zu der Sache verhört hat und niemals versucht hat herauszufinden, wer die tausende von Videokopien, die in Chicago und den USA verkauft wurden, hergestellt und verkauft hat, obwohl die Herstellung und der Verkauf strafbar sind und der Gewinn des Verkaufs riesengroß war.

Der Ermittler hat sich ausschließlich auf Zeugenaussagen der verschiedenen Familienmitglieder gestützt, wobei die Eltern von Reshona Landfair nicht mit der Polizei zusammenarbeiten wollten.

Der Ermittler hat zwar im ehemaligen Haus von R. Kelly Fotos gemacht, um zu beweisen, dass es dort so aussah, wie im Video zu sehen, er konnte aber nicht sagen, wie lange das Haus nach R. Kellys Auszug leer stand oder wie oft das Haus unbewohnt war, wenn R. Kelly auf Tour war oder in seinem anderen Haus wohnte.

Der nächste Zeuge war ein Mann, dessen Tochter mit Reshona seit der 4. Klasse eng befreundet war und auch er sagte aus, auf dem Video R. Kelly und Reshona gesehen zu haben, das Video hätte er zusammen mit seinem Freund, einem Onkel
von Reshona, angesehen. Bei der Vernehmung durch die Ermittler hat er dann diese beiden anhand von Fotos aus dem Video identifiziert.

Im Kreuzverhoer durch R. Kellys Anwalt musste er zugeben, dass ihm keine Vergleichsfotos vorgelegt wurden, er musste also nur betstätigen, was der Ermittler ihm schon mit der Frage in den Mund gelegt hatte.

Danach sagte seine Tochter, die Schulfreundin von Reshona, aus. Sie gab an, dutzende Male mit Reshona bei R Kelly im Studio, zu Hause und beim Baskettballtraining gewesen zu sein, denn Reshona ist die sogenannte Patentochter von R Kelly .Im Kreuzverhör gab sie dann zu, dass R. kelly niemals alleine mit Reshona war, sich Reshona gegenüber immer korrekt verhalten habe und Reshona ihr auch niemals etwas über eine etwaige Beziehung zu R Kelly erzählt hätte, obwohl sie beide beste Freundinnen waren.

Die Zeugin gab an, Reshona in dem Video, das sie zusammen mit Freunden gesehen hatte, erkannt zu haben und behauptete, dass Reshona zu dieser Zeit ca 14 gewesen sei. Das hätte sie an der Frisur erkannt, die Reshona 1997, also mit 14, getragen hatte. R. Kelly hätte sie in dem Video am Gesicht erkannt, aber die besonderen Hautverfärbungen auf seinem Rücken hat sie bei dem Mann im Video nicht gesehen, obwohl R. Kelly diese seit der Geburt hat.

Im Kreuzverhör wurden ihr dann Bilder von Reshona vorgelegt, die nachweislich aus 1997 stammen, diese konnte sie aber nicht zeitlich zuordnen, zumal Reshona auf diesen Fotos eine völlig andere Frisur trug. Damit war die Glaubwürdigkeit dieser Zeugin extrem gesunken.

Der nächste Zeuge war einer der Onkel von Reshona, dessen damalige Frau Polizistin war, dazu später mehr. Der Onkel gab an, das Video im Kreise seiner Familie gesehen und darauf R. Kelly und Reshona erkannt zu haben.

Das hätte im Dezember 2001 stattgefunden. Beim Kreuzverhör hatte er aber kurz zuvor behauptet, das Video erst im März 2003 beim Ermittler gesehen zu haben. Er widersprach sich zu den Zeitangaben mehrfach.

Außerdem musste er zugeben, dass er kürzlich wegen Besitzes von Crack-Kokain verhaftet wurde. R. Kellys Anwalt fragte diesen Mann, ob dieser bei R Kelly angerufen hätte, um R. Kelly zu bedrohen, weil R Kelly kurz zuvor die Zusammenarbeit mit dessen Schwester Sparkle aufgekündigt hatte. Dieses wurde verneint.

Dann wurde die damalige Frau dieses Mannes aufgerufen, eine angeheiratete Tante von Reshona, die um die fragliche Zeit als Polizistin in Chicago gearbeitet hatte. Die Sache wurde zunehmend verworren, denn die Angaben der verschiedenen Mitglieder der Familie Edwards/Landfair über den Zeitraum, wann sie das Video zuerst gesehen hatten, variierten.

Es gab ein Familientreffen, anberaumt von Sparkle, bei dem das Video gezeigt wurde, und zwar schon im Dezember 2001. Sparkle behauptete vor ihrer Familie, das Video wäre ihr von einem Mexikaner in den Briefkasten gelegt worden.

Richtig peinlich für die Anklage wurde es, als eben diese ehemalige Polizistin zugeben musste, dass sie das Video mit eindeutig strafbaren Inhalt nicht sofort konfisziert hat, obwohl sie ausgebildet ist, Beweise zu sichern und zu katalogisieren. Sie lies Sparkle mit dem Video nach Hause gehen und informierte weder ihre Polizeikollegen noch das FBI, was definitiv ihre Pflicht als Polizistin bei Kenntnis einer Straftat gewesen wäre. Erst im März 2002 hat sie Kontakt mit den zuständigen Ermittlern aufgenommen. Stattdessen empfahl sie der Tante, (nicht etwa der Mutter von Reshona, die sich jegliche Einmischung verbeten hatte) einen Anwalt namens Meyers aufzusuchen, um R. Kelly zu verklagen.

Alles in allem kann ich sagen, alle Zeugen sehen nur gut aus, wenn sie von der Staatsanwaltschaft vernommen werden, in dem Augenblick, indem die Anwälte von
R. Kelly Fragen stellen, bricht alles auseinander.

Fakt ist, niemand machte sich die Mühe, nach anderen Herstellern oder Darstellern des Videos zu suchen, R. Kelly wurde nicht befragt, stattdessen beruft man sich auf Zeugen, die ihre wahren Beweggründe nur schwer verheimlichen können. Die Ermittlungsarbeit war unsagbar schlampig bis unzulässig, denn Täter oder Opfer müssen aus einer Gruppe von Personen heraus erkannt werden und nicht per Vorlagen von einem Foto kombiniert mit der Frage „Erkennen sie darauf diese oder jene Person?“

Was mich bei diesem Fall fast mehr als die schlampige Ermittlung der Behörden ärgert, ist die teilweise schon vorgefasste Berichterstattung in den Medien. Niemand stellt kritische Fragen, viele bleiben nur kurze Zeit im Gerichtsaal, statt alles mitzuverfolgen und die Frage, ob R. Kelly nicht vielleicht von geldgierigen ehemaligen Freunden in die Pfanne gehauen werden soll, stellt keiner.

Niemandem ist aufgefallen, dass der alles auslösende Bericht von Jim DeRogatis an dem Tag erschien, als R. Kelly vor einem Milliarden Publikum zur Eröffnung der olympischen Winterspiele 2000 performte, keiner fragt sich, wann und wie Sparkle vor der Polizei an das Video kam, und warum die Eltern von Reshona und Reshona selbst niemals gegen R Kelly aussagen wollten, sondern stattdessen die Beziehung zu Sparkle abbrachen, keiner schreit auf wenn selbst das FBI den Mann im Video NICHT als R Kelly identifizieren und den Zeitraum, wann das Video entstanden ist, NICHT festlegen kann, alles in allem scheint Fragen und Mitdenken in der amerikanischen Presse eher unbekannt zu sein…Aber wir werden sehen, was am Ende des Tages von allen Anschuldigungen übrig bleibt und wie dann zurückgerudert wird.

Alles Liebe
Beate Dyballa live aus Chicago