5 Gründe, warum Azealia Banks die wohl beste Rapperin unserer Zeit ist (Meinung)

Azealia Banks (Foto: Promo)
Azealia Banks (Foto: Promo)

Die US-amerikanische Rapperin Azealia Banks ist nach zehn Jahren Pause wieder auf Welttour und sie macht zwei Stopps in Deutschland! Für alle, die noch nicht sicher sind ob sie sich ein Konzert geben sollen, nehme ihre Welttour zum Anlass um zu erklären, warum Azealia Banks, trotz wirklich exzellenter Konkurrenz im derzeitigen Rap wie Kendrick Lamar, J. Cole oder Doechii, die ich alle gleichermaßen wertschätze, dennoch die wohl beste Rapperin unserer Zeit ist.

 

Power-Prahlerin

„I am the don diva, all these bitches is small fries“ so beschreibt sich die New Yorker Rapperin Azealia Banks in einem ihrer besten Song „Fuck Him All Night“ (2021) und ich stimme ihr zu. Sie ist die Über-Diva neben all den kleinen Fritten neben ihr. Banks ist die wohl am kreativsten selbstverherrlichende Rapperin unserer Zeit und ich kenne sie alle – die angeberischen Rapperinnen der letzten 15 Jahre von Latto, Sexy Redd, Rapsody, bis hin zu MariahLynn, Nicki Minaj, Bia oder Megan Thee Stallion. Keiner anderen Intepretin gelingt es so geschmeidig, glaubwürdig und gewaltig-geil, zu prahlen und sich verdient und gekonnt über alle anderen zu erheben. Dieses „Bravado“, also die Fähigkeit sich selbst rhetorisch, musikalisch und auch selbstvermarkterisch selbst und auch über andere zu erhöhen, macht Rapmusik zu großen Teilen aus. Sie besingt in dem Track ihre eigenen nicht zu vergleichenden Sex-Fähigkeiten mit einer Stimme so fordernd und aggressiv, dass sie mich an den Foxy-Brown-Remix von „What’s Your Fantasy (Remix)“  (2000) erinnert.

Flow-Fachfrau

Kaum eine Musikerin hat einen so süchtig machenden Flow. Banks schafft es mit den von ihr gewählten Vokalen und Konsonanten und mit ihrer lautmalerischen Art die Wörter auszusprechen sowie einer Sprachrhythmik, die einem Instrument gleich kommt, jeden Track immer wieder phonetisch und akustisch aufs neue Level zu hieven. Ihre Strophe auf dem Remix von Beyoncé’s „Partition (Remix)“ (2014) mit Busta Rhymes ist kurz aber tödlich wie Kobragift. Die Strophe packt dich plötzlich ganz fest und eng mit seinen rauen Pfoten an der Gurgel, flüstert dir selbstbewusst und verführerisch ins Ohr und lässt dich danach mit einem Druck lösenden Abschiedsgriff wieder deines Weges gehen und Du weißt gar nicht mehr wie dir geschah. Dass Busta vor dieser Strophe sehr bedeutungsträchtig und dramatisch wie King Kong ins Mikro schreit „AZEALIA….          Banks“, wird der Firehaftigkeit von Banks Zeilen absolut gerecht.

Brutalo-Bubble-Beats

Diese Beats…. Ufff. Sie sind so wie ein Virus, so wie das was Missy Elliott in ihrem Song „“beschrieben hat. Du startest einen willkürlichen Track von Azealia Banks, und auch wenn Banks keine Silbe rappt, weißt Du der Song hat Qualität, da steckte Zeit drin. Banks hat keine Scheu davor, dass ihr ein heftiger Beat die Show stehlen könnte, oder dass er zu sehr in den Boxen scheppert. Für Banks Beats heißt es ganz klar: Mehr ist mehr. Die erste offizielle Single „Heavy Metal and Reflective“ (2014) aus ihrem mittlerweile Klassiker-Debüt-Album Broke with Expensive Taste ließ alle in der Industrie und auch die Fans wissen: „Bitches, Ich bin hier um zu bleiben“. Der Beat auf „Count Contessa“ (2023) klingt einfach wie eine Mischung aus der verrückten nicht zu überlebende Regenbogenbahn bei Mario Kart und einem Audio-Mitschnitt von einem Familien-Trip an der Nordsee. Azealias Mastermind einfach-

Sample-Spezialistin

Die US-amerikanische Musikerin Azealia Banks ist in vielen europäischen Feuilleton-Medien, vor allem wegen ihres Hit „212“ aus dem Jahr 2012 bekannt. Viele Kritiker, vor allem Journalisten aus Hip-Hop-fernen Genres, feierten sie für die mutige Mischung aus elektronischen Klängen und Rap-Elementen. Azealia Banks, Angel Haze und Rye-Rye waren Anfang der 2010er DIE alternativen Hip-Hop-Girls, die auf Musik-Seiten wie „The Fader“, „Complex Magazine“ oder in deutschen hippen Studenten-Radios wie ego fm.

In ihren Instagram-Storys flext sie noch heute mit ihrem Musikarchiv-Muskel und zeigt, wie versiert ihr Geschmack ist und dass sie eine wahre Popkultur-Studentin ist. Hier erklärt, sie was bei Beyoncé’s Rennaissance und Sachen House-Music-Hausaufgaben gefehlt hat. Und auch in Sachen begnadete Sängerinnen und virtuose Vocals weiß Banks ganz genau, wo der good shit ist, so hat sie erst vor paar Tagen in einem deutschen Interview Personen wie Toni Braxton, Chaka Khan, Luther Vandross, Rachelle Ferrell, Teena Marie oder Anita Baker als Inspirationen genannt. Eine, ihrer besten aus Samples bestehenden Kompositionen ist „The Big Beat“ (2017).

Lava-Labia-Linguistin

Was ich an Azealia Banks ehrlich am meisten feiere, ist ihre Art extrem unterhaltsam, mit Regeln brechend, laut und wild zu texten, aber gleichzeitig so viel moralische und künstlerische Einzigartigkeit, Integrität und Moral an den Tag zu legen. Also ihre Texte sind sex-positiv und provokant, aber nie degradierend, nie bagatellisierend. Jedes „F*ck“, jedes „cunt“ ist meisterhaft platziert und hat eine Sinnhaftigkeit. Hier können wir zurück auf den Song „Fuck Him All Night“ blicken. Der Text wirkt für den Laien einfach nur vulgär und „billig“, dabei gelingt es ihr auf hypnotische und sich sexy reimende Art waschechte feministische Prosa zu vermitteln: „Yeah, I’ve been fucking him all night, I’ve been taking raw dick since 11. It’s 4:05 in the morning, in the dawn he still freaking me out. Got me lock jawed, dick deep in my mouth“. Ich weiß für manche klingt das crazy, aber sogar im so freizügigen Rap ist es immer noch eine Seltenheit, dass eine weibliche Person ohne eine Erklär-Floskel wie „eigentlich bin ich nicht so eine“ oder „weil er reich ist“, ihr Begehren nach einem männlichen Genital thematisiert. Im Hip-Hop gilt leider immer noch diese grobe Regel: Männer wollen Pussy und Frauen wollen Money, aber Azealia Banks said I want some DICK. In einer anderen Zeile huldigt sie ihrer eigenen fleischigen Vulva. Auch wenn viele es nicht verstehen, Banks bricht damit Barrieren.

 

Azealia Banks ist jetzt auf Tour mit zwei Stopps in Deutschland via Mindfeederz und target concerts:

  • 8. April in Berlin
  • 9. April in München.

Mehr Infos gibt es auch hier:

Über Malcolm Ohanwe 97 Artikel
Malcolm Ohanwe moderiert sein eigenes Format "MalcolmMusic", wo er das Who-is-Who der Genres R&B, Afrobeat, und Hip-Hop interviewt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




* Diese DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld. Dieses Formular speichert den von Dir angegebenen Namen (Du kannst anstelle Deines echten Namens gerne ein Pseudonym verwenden!), die E-Mail-Adresse sowie den Inhalt (Deinen Kommentartext), damit wir den Überblick über auf dieser Website veröffentlichte Kommentare behalten. Für detaillierte Informationen, wo, wie und warum wir deine Daten speichern, wirf bitte einen Blick in unsere Datenschutzerklärung.