Abschied von einer Soul-Ikone: D’Angelo stirbt mit 51 Jahren an Krebs

  • Der Tod eines musikalischen Visionärs: Familie bestätigt Krebserkrankung
  • Vom Kirchenchor zum Grammy-Star: D’Angelos Weg durch Musik und Schmerz
  • Neo-Soul, nackte Wahrheit und musikalisches Erbe: Ein Künstler zwischen Genie und Rückzug

D'Angelo beim Pori Jazz Fest 2012 (Foto: Roquai)
D’Angelo beim Pori Jazz Fest 2012 (Foto: Roquai)

Am 14. Oktober 2025 ist der US-amerikanische R&B-Sänger D’Angelo im Alter von nur 51 Jahren verstorben. Wie seine Familie in einem bewegenden Statement mitteilte, erlag der Musiker einem langjährigen Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Nachricht erschütterte Fans weltweit – nicht nur wegen seines frühen Todes, sondern auch wegen der stillen Würde, mit der er seine Krankheit verborgen hielt.

„Der leuchtende Stern unserer Familie hat sein Licht für uns in diesem Leben gedimmt“, heißt es in der Mitteilung. D’Angelo, mit bürgerlichem Namen Michael Eugene Archer, hinterlässt zwei Kinder – Sohn Michael Jr., bekannt als Rapper Swayvo Twain, und Tochter Imani Archer. Besonders tragisch: Die Mutter seines Sohnes, R&B-Sängerin Angie Stone, starb nur wenige Monate zuvor bei einem Autounfall.

Ein Leben zwischen Gospel und Groove

Am 11. Februar 1974 in Richmond, Virginia, geboren, wuchs D’Angelo in einem kirchlich geprägten Umfeld auf. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent – zunächst am Klavier, später als Sänger im Kirchenchor. Seine musikalischen Wurzeln lagen tief im Gospel, doch sein kreativer Geist strebte nach mehr: Soul, Funk, Hip-Hop und Jazz flossen in seine Kompositionen ein und formten einen neuen Sound, der später als „Neo-Soul“ bekannt wurde.

Der Durchbruch: „Brown Sugar“ und der Beginn einer Ära

1995 erschien sein Debütalbum „Brown Sugar“, das ihn schlagartig zum Star machte. Die Mischung aus sinnlichem Soul, Hip-Hop-Beats und introspektiven Texten war revolutionär. Songs wie „Lady“ und „Brown Sugar“ wurden zu Klassikern – auch bei rap2soul, wo das Album mehrfach vorgestellt wurde. Das Werk brachte ihm mehrere Grammy-Nominierungen ein und etablierte ihn als eine der originellsten Stimmen im R&B.

Ikonisch und verletzlich: „Voodoo“ und das Video, das Geschichte schrieb

Sein zweites Album „Voodoo“ (2000) gilt bis heute als Meilenstein. Besonders das Video zu „Untitled (How Does It Feel)“, in dem D’Angelo nackt und verletzlich vor der Kamera steht, wurde zum kulturellen Symbol. Es entfachte Diskussionen über Männlichkeit, Sexualität und die Darstellung schwarzer Körper in den Medien. Der Song gewann einen Grammy, das Album wurde als bestes R&B-Album ausgezeichnet.

Rückzug, Krisen und Comeback

Nach dem Erfolg folgte ein langer Rückzug. D’Angelo kämpfte mit Alkohol- und Drogenproblemen, verlor sich in persönlichen Krisen und verschwand aus der Öffentlichkeit. Erst 2014 kehrte er mit „Black Messiah“ zurück – einem politisch aufgeladenen, musikalisch komplexen Album, das erneut mit einem Grammy geehrt wurde. Es war sein letztes Werk, ein Manifest zwischen Schmerz und Hoffnung.

Ein Vermächtnis für Generationen

D’Angelo wurde insgesamt 14 Mal für den Grammy nominiert und gewann viermal. Er arbeitete mit Künstlern wie Erykah Badu, Questlove, DJ Premier und Common. Seine Musik beeinflusste eine ganze Generation von Künstlern – von Frank Ocean bis Anderson .Paak. Selbst Barack Obama nahm seinen Song „Lady“ in die offizielle Sommer-Playlist 2016 auf.

Abschied und Erinnerung

Die Familie bittet um Privatsphäre, lädt aber alle ein, das musikalische Erbe D’Angelos zu feiern. Für rap2soul bleibt er ein Künstler, der nicht nur Musik machte, sondern Emotionen formte. Seine Alben waren mehr als Produktionen – sie waren Statements, Seelenlandschaften und Zeitdokumente.

In einer Zeit, in der Musik oft zur Ware wird, war D’Angelo ein Künstler, der sich weigerte, Kompromisse zu machen. Sein Tod ist ein Verlust – sein Werk bleibt. | mit KI

Über Jörg Wachsmuth 2541 Artikel
Jörg Wachsmuth gehört zu den beiden Gründern von rap2soul. Er ist Chefredakteur des Portals. Wachsmuth gehörte zur OffAir-Crew von Kiss FM Berlin, war von 1994 bis 2005 Moderator und Redakteur bei Radio Jam FM und später als Moderator von Radio BHeins in Potsdam (2015 - 2018). Aktuell ist er Chef und Morgenmoderator bei PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio. Der ausgebildete PR-Berater und Journalist ist auch Mitglied der Jury 25 "Soul, R&B und Hip Hop" beim Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.

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