Mariah Carey – The Emancipation Of Mimi

Sehr gute Arbeit, aber nicht das Material für das angestrebte Comeback. Das ist keine Überraschung, denn Mariah Carey wurde als Popsängerin zum Megastar, der Wechsel zum R&B freut mich persönlich, doch viele der alten Fans wünschen sich die alte Mariah wieder, denn eines ist klar: Fans wissen künstlerische (Weiter-) Entwicklung oft nicht zu schätzen, sondern wollen weiter mit dem beliefert werden, was sie von früher kennen und mögen. Schon verständlich, aber sehr schlecht für Künstler.

Mehr noch als „Charmebracelet“ ist „The Emancipation Of Mimi“ ein Black Music-Album, das bestimmt auch hervorragende Kritiken bekäme, wenn Mariah Carey schwarz und nicht vorher Popstar gewesen wäre, denn viele R&B-Fans, die den alten Sound nicht mochten, tun sich auch schwer, vorurteilsfrei ihre Musik zu bewerten.

Und die Kritiker? Zahlreiche Schreiber thematisieren mehr das Privatleben von Mariah Carey – oder das, was sie als solches inszeniert – als sich mit ihrer Musik auseinanderzusetzen.

Mit Jermaine Dupri, Fatman Scoop, Kanye West und den Neptunes sorgt die Crème de la Crème für eine mehr als solide Produktion, die allerdings nicht durch besondere Originalität auffällt. Das ist nämlich ein Problem bei dieser CD: Nur durch ihre markante Stimme fällt „The Emancipation Of Mimi“ gleich als eines ihrer Werke auf, ansonsten klingt dieser Longplayer wie andere gute Alben auch. Für eine Künstlerin mit ihrem Status und Anspruch – was ihren Platz im Music Biz angeht – hätte sie dem Album mehr ihren bzw. einen unverwechselbaren Stil geben sollen. Vor diesem Problem steht sie leider nicht alleine, zu viele Stars setzen auf die bekannten Profi-Player und verlieren so an Profil.

Immerhin hat sie bei den Features nicht übertrieben und nur jeweils einen Track mit Snoop Dogg, Jermaine Dupri, Twista und Nelly aufgenommen. Wenigstens einen Newcomer oder anspruchsvollen Rapper aus der 2. Reihe hätte sie doch noch verpflichten können, es ist schade, wenn da so wenig Mut ist, selbst bei einer Künstlerin, die ein Massenpublikum braucht oder möchte.

Trotz der offensichtlichen Null-Risiko-Strategie klingt „The Emancipation Of Mimi“ erstaunlich frisch und abwechslungsreich – auch mit den Anleihen aus den 80er und 90er Jahren, denn die Mischung stimmt, die Verbindung aus Alt und Neu. Allerdings bedeutet Frische nicht auch gleich Kraft oder Partystimmung, „The Emancipation Of Mimi“ vermittelt auf einigen Tracks mehr eine entspannte Heiterkeit.

Künstler: Mariah Carey | Album: The Emancipation Of Mimi | Label: Island | VÖ: 4. April 2005

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

1 Trackback / Pingback

  1. rap2soul-WEBschau: Die Black Music Headlines für den 9. Januar 2009 | rap2soul

Kommentare sind deaktiviert.