Marlene Johnson im Interview: Her Type O’ Smoove

Marlene Johnson über Smoothes, Singen und die Simpsons.

Sie wohnt in Frankfurt – ihr Chef sitzt in Leipzig, denn die hessische Sängerin ist beim sächsischen Indie-Label VeloCity Records unter Vertrag. Die Leipziger Firma veröffentlichte im April die Single „Cool Down“ und das Album „My Type O’ Smoove“.
rap2soul-Musikredakteur Torsten Williamson-Fuchs sprach darüber mit der jungen Künstlerin in Frankfurt/Oberrad.

Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)
Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)

rap2soul: Marlene, Du hast vor Deiner ersten LP schont eine Remixplatte gemacht. Warum machst Du den zweiten Schritt vor dem ersten?

Marlene Johnson: Es hatte sich einiges an Songs angesammelt und deshalb gab es unterschiedliche Mixes in Albumlänge. Wir hatten ans Ende die Vocals gepackt. So konnten sich DJs und Produzenten ihre eigenen Mixversionen basteln. 1.800 Stück hatten wir davon verkauft.

rap2soul: Du hast Dein Album „My Type O’ Smoove“ genannt. Bist Du so smooth?

Marlene Johnson: Das behaupten zumindest alle, die ich kenne und mit denen ich abhänge. Sie sagen, ich wäre einfach sehr smooth. Und so bin ich auf den Titel gekommen. Das Album ist auch smooth. Es gibt viel mehr von meiner Persönlichkeit preis als die Remixplatte. Es ist „mein“ Album, denn ich habe alle Texte selbst geschrieben.

rap2soul: Du schreibst englische Texte…

Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)
Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)

Marlene Johnson: Das liegt mit an meinem familiären Background. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist Amerikaner, er stammt aus Kalifornien. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und spreche beide Sprachen gleich gut. Es fällt mir aber viel leichter und es ist einfacher, einen englischen Text zu schreiben. Englisch fließt, finde ich. Ich sitze dann hier in meiner Frankfurter Wohnung mit Zettel und Stift – und schreibe über die Liebe und die Welt. Und was man in der Welt so alles verbessern könnte.

rap2soul: Wo würdest Du denn anfangen mit Verbesserungen?

Marlene Johnson: Die Politik im Allgemeinen ist für mich verbesserungswürdig. Ich will gar nicht so ins Detail gehen, aber politische Veränderungen und Veränderungen bei den handelnden Politikern – da würde ich anfangen. Und ich glaube, ich wäre gut darin.

rap2soul: Du giltst als vielseitig und nicht nur auf Reggae fixiert. Welchem Stil fühlst Du dich besonders verpflichtet?

Marlene Johnson: Ich liebe Dancehall. Aber ich habe mich nicht dafür entschieden, nur noch Reggae zu singen. Ich mache auch andere Dinge, experimentiere mit Hip-Hop. Nebenbei arbeite ich gerade an einem Funkalbum, das ein Künstler aus Gießen produziert. Meine Wurzeln aber liegen in der Musik Jamaikas sowie im Soul und R&B. Von Prince über Tracy Chapman bis zu den 80er Jahren und Abba – vieles hat mich beeinflusst.

rap2soul: Stell’ Dir vor, Du hättest drei Wünsche frei für Gastkünstler. Wen würdest Du anfragen?

Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)
Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)

Marlene Johnson: Mit Timbaland mal zu arbeiten – das wäre mein Traum. Timbaland, wow, wie der produziert! Auf der Wunschliste wären auch Wyclef Jean und Beenie Man. Und wenn ich mir aussuchen könnte, mit wem ich ein Duett singen würde, dann wäre Shaggy erste Wahl.

rap2soul: Was macht Marlene Johnson, wenn sie nicht Musik macht?

Marlene Johnson: Ich schaue gerne „The Simpsons“ und gehe weg, auch auf Konzerte. Und ich koche gerne, und zwar amerikanische Gerichte.

rap2soul: Du lebst in Hessen, Dein Arbeitgeber sitzt in Leipzig. Warum hast Du nicht bei Moses P. angeklopft, sondern bei VeloCity unterschrieben?

Marlene Johnson: Eine Zusammenarbeit mit einem Frankfurter Label wie 3p hat sich schlicht und einfach nicht ergeben. Stattdessen war es in meinem Fall tatsächlich so, wie man es immer hört. Der Musikmanager kam vorbei und nahm mich unter Vertrag. Roland Bergner, der Chef von VeloCity hat mich gesehen, als ich für die Österreicher von House Of Riddim Background gesungen habe. Er hat mich gefragt, ob er mich signen kann. Ich fand ihn nett und so kam ich zu VeloCity. Ich wäre gern häufiger in Leipzig, denn die Stadt gefällt mir; besonders im Sommer. Ich habe es aber noch nicht geschafft, mir alles anzusehen und habe Nachholbedarf in Sachen „Weggehen in Leipzig“.

Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)
Marlene Johnson (Foto: Torsten Williamson-Fuchs)

rap2soul: Dazu wirst Du sicher erst einmal nicht kommen, denn die Tour zum neuen Album wird Dich zunächst beschäftigen. Wann sehen wir Dich auf den europäischen Bühnen?

Marlene Johnson: Am letzten Tag im April ist der Tourauftakt beim Rosenfestival in Jena. Am 2. Mai bin ich in Leipzig (Absturz), am 3. Mai in Wien (Sargfabrik), am 9. Mai in Reichenbach (Die Halle), am 11. Mai in Dresden (Groovestation), am 20. Mai in Innsbruck (Treibhaus) und am 21. Mai in Reinsberg beim Open Air. Im Juni geht es weiter: Am 11. Juni singe ich in Berlin (Cassiopeia), am 13. Juni in Hannover (Bei Chez Heinz) und am 14. Juni in Flensburg (Volxbad). Dann erhole ich mich ein bisschen, bevor ich am 23. August beim Open Air in Hohenstein-Ernstthal zu sehen bin. Bei jedem Konzert werde ich mindestens eineinhalb Stunden live singen und es wird sicher lustig werden. Ich zeige Euch auf alle Fälle „My Type O’ Smoove“…

(alle Tourdaten ohne Gewähr)

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Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".