Kendrick Lamar – To Pimp a Butterfly

Von der Longlist beim Preis der deutschen Schallplattenkritik in die neue Bestenliste: Trotz starker Konkurrenz (u. a. Ghostface Killah, José James, Jedi Mind Tricks und Vursatyl) konnte sich Kendrick Lamar in der für R&B, Soul und HipHop zuständigen Jury der deutschsprachigen Musikkritiker souverän durchsetzen. Nach der Jury-Entscheidung Mitte Juli ist „To pimp a butterfly“ deshalb im August unser Album des Monats, das wir auch auf PeliOne.fm entsprechend würdigen. Kendrick_Lamar_artworkEin HipHopalbum ohne HipHop – zumindest, was die damit verbundenen Klischees angeht, die thematisch dennoch zumindest sanft angerissen werden. Kurz nach D’Angelos Meisterwerk gibt es ein solches von der Westcoast, das Sperrigkeit nach vielfachem Hören in harmonischem Kunstgenuss aufgehen lässt. Eines, das zu den Standardwerken des Genres wie Public Enemy‘s „It takes a nation of millions to hold us back“ und N.W.A.‘s „Straight outta Compton“ gestellt werden muss. Eine „HiphOPERa“, die als vielschichtiges, komplex verschachteltes Kostümfest bzw. Bühnenprogramm mit symbiontischen Verästelungen aus Text und Musik dargeboten wird.

Zitatgespickter Street Soul Stream

Kednrick Lamar (Foto: Universal Music)
Kednrick Lamar (Foto: Universal Music)

Von Beginn an baut Lamar eine unglaubliche Spannung auf: der Bruch mit Erwartungen scheint Plan zu sein in diesem zitatgespickten Street Soul Stream, der ständig zum Jazz ausfasert und Interludes zum integralen Bestandteil macht. In diesem Strom schwimmen unzählige Zitate aus dem Fundus der schwarzen Musik geschmeidig mit: „King Kunta“ treibt wie der Disco-Beat von Instant Funk, „Institutionalized“ wäre auch ohne Snoop purer G Funk, „These walls“ ist ein Prince-Song, den Prince nicht geschrieben hat und in „For sale?“ winken Bone, Thugs-n-harmony. Lamar philosophiert dabei über das Schwarzsein an sich, Gott und die Welt – früher hätte man von conscious lyrics gesprochen. Schon „The blacker the berry“ dürfte den Diskus befeuern, denn der (in der Black Community sexuell konnotierte) Spruch steht konträr zur Beliebtheit der hellhäutigen „Redbones“. Und sicher schreiben diesmal wieder alle Zeitungen, die sonst nicht über HipHop schreiben. Verbunden mit meiner inständigen Bitte, die Einschätzung der deutschen HuffPo („Es sei funkig, soulig und stellenweise mit so vielen Instrumenten vollgepackt, dass es zu anstrengend sei“) bleibe eine verpeilte Einzelmeinung.

pelione fm kopfbild wpDas rap2soul-Album des Monats gibt es zum hören: Montag – Freitag zwischen 8:00 und 9:00 Uhr in Mr. Sunrise und täglich zwischen 18:00 und 19:00 Uhr auf Radio PELIONE.FM

 

Künstler: Kendrick Lamar | Album: To Pimp a Butterfly| Label: Top Dawg Entertainment / Universal | Genre: Street Soul | VÖ: 19. März 2015 | Album des Monats August 2015

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

7 Trackbacks / Pingbacks

  1. CD-Kritik / Review: Dr. Dre - Compton - A Soundtrack by Dr. Dre| neues Album | Vorstellung / Besprechung |CD / MP3 / Vinyl| Hip Hop / Rap | | rap2soul
  2. A$AP Rocky “At.Long.Last A$AP” | rap2soul
  3. rap2soul.de und PeliOne.fm präsentieren: das 3. Soulfood Festival Bremerhaven | rap2soul
  4. CD-Kritik / Review: Cool Million - Sumthin´like this| neues Album | Vorstellung / Besprechung |CD / MP3 / Vinyl| Soul/R&B/Funk | Album des Monats Oktober 2015 | rap2soul
  5. Dr. Dre kündigt Europa-Tour mit Snoop, Eminem und Kendrick Lamar an | rap2soul
  6. Urban Update vom 6. November 2019 | rap2soul
  7. Solange und Bruno Mars führen bei Nominationen für Soul Train Awards 2017 | rap2soul

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




* Diese DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld. Dieses Formular speichert den von Dir angegebenen Namen (Du kannst anstelle Deines echten Namens gerne ein Pseudonym verwenden!), die E-Mail-Adresse sowie den Inhalt (Deinen Kommentartext), damit wir den Überblick über auf dieser Website veröffentlichte Kommentare behalten. Für detaillierte Informationen, wo, wie und warum wir deine Daten speichern, wirf bitte einen Blick in unsere Datenschutzerklärung.