Brandy – Afrodisiac

Kein Intro, kein Outro, keine Interludes! Danke, denn das nervt meist sowie so nur, besonders, wenn man von vorne bis hinten eine CD durchhören möchte. Auch sonst profitiert „Afrodisiac“ von dem, was weg gelassen wurde: Dank Timbaland als Hauptproduzenten ist die Produktion nicht überladen und beherrschen klare – wenn auch nicht simple – Strukturen dieses Album.

Die ja nicht nur musikalische Trennung von „Darkchild“ Rodney Jerkins hat Brandy’s Sound gut getan, doch bin ich dennoch ein Stück enttäuscht. Wenn mein Lieblingsproduzent sich Zeit nimmt („Afrodisiac“ ist ja nicht eines seiner kleinen Nebenprojekte) für eine der besten Sängerinnen unserer Zeit, erwarte ich weit mehr, als „Afrodisiac“ zu bieten hat.

Oder weniger: Denn mein Hauptkritikpunkt ist, dass noch nicht genug weg gelassen wurde und so Brandy ihre großartige Stimme nicht angemessen zur Geltung bringen kann. Für weniger begabte Sängerinnen mag es von Vorteil sein, wenn die Stimme nicht so weit im Vordergrund steht, sondern dicht in den allgemeinen Klangteppich eingewoben ist, doch bei Brandy bedeutet dies, Talent zu verwässern.

Ihr Debüt-Album bleibt weiter unerreicht, doch mit „Afrodisiac“ stimmt die Richtung nun wieder insofern, als sie sich von seifig-poppigen Elementen, die auf den vorigen Alben zu hören waren, wieder verabschiedet hat – leider nicht auch von diesem Backgroubd-„Raunen“ ihrer Stimme, wie es besonders bei „Should I Go“ die ganze Zeit im Raum steht. Solche billigen Technik-Tricks hat sie doch einfach nicht nötig!

Den neuen Weg hätte Brandy entschlossener beschreiten sollen. So verharrt „Afrodisiac“ soundtechnisch zu unentschlossen zwischen „Full Moon“ und Aaliyah’s letztem Album. Überhaupt scheint Timbaland mit Brandy da weiter machen zu wollen, wo er mit Aaliyah aufhören musste. Und wollt Ihr was wissen? Genau das hatte ich auch gehofft, nur ist dieser Plan, falls er bestand, nur halbherzig umgesetzt worden. Genau das ist der Grund, warum mit „Afrodisiac“ kein Meilenstein im modernen R&B gesetzt wurde, sondern dieser Longplayer über ein einfaches „gut“ nicht hinaus kommt.

Künstler: Brandy | Album: Afrodisiac | Label: Atlantic | VÖ: 28. Juni 2004

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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