Teena Marie – La Dona

Was für ein Comeback! Der Begriff wird ja auch überstrapaziert: Zum einen kann man von einem Comeback zum Teil schon lesen und hören, wenn ein Künstler mal zweieinhalb Jahre nichts veröffentlicht hat, zum anderen reichts meiner Meinung nach nicht aus, überhaupt wieder eine CD rauszubringen, wenn die nicht wenigstens ein bisschen Erfolg zeigt.

Teena Marie ist ordentlich erfolgreich zurück: Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, Mitte Juni 2004, steht „La Dona“ auf dem 3. Platz der Billboard R&B und Hip-Hop Album Charts. Sie war auch lange genug „weg“, um es ein echtes Comeback zu nennen. Zehn Jahre ist es her, dass sie auf ihrem eigenen Label Sarat Rec. „Passion Play“ veröffentlichte, und nun ist sie bei – große Überraschung: Ca$h Money Records, bei Ca$h Money Classics, um genau zu sein. Ca$h Money WAS?! Das gab’s vorher auch noch nicht, Teena Marie ist die erste Künstlerin, die auf dem neuen Sub-Label Ca$h Money Classics veröffentlicht.

Falls sie die Richtung angibt, die Ca$h Money Classics gehen soll, bin ich überrascht, erstaunt und begeistert. Die Verbindung von alten und neuen Elementen ist hervorragend gelungen. Noch mal: So entspannte Sounds erwartet man dort aus dem Ca$h Money Süden einfach nicht. Wie gut letztlich alles zusammen passt verwundert auch, wenn man weiß, dass Teena Marie den Löwenanteil ihres Albums bereits fertig hatte, bevor sie bei Ca$h Money unterschrieben hat. Zwischendurch zu einem (so ganz anderen) Label umzuziehen, kann auch richtig daneben gehen, doch Ca$h Money Chef-Produzent Mannie Fresh war offensichtlich Profi genug, sich zurückzuhalten und hat nicht versucht, das weitgehend fertige Album noch mal neu zu erfinden.

Ich kann und mag mich absolut nicht der Meinung anschließen – ich habe das gleich mehrmals gelesen – dass man lieber mal 30 bis 40 Minuten von diesem Longplayer hätte streichen sollen, um dann eine kleinere, aber beeindruckedere Sammlung von Songs übrig zu behalten. Solche kurzen Alben habe ich in letzter Zeit oft genug in die Hände bekommen, nein, dass die CD ganz Ca$h Money like so prall gefüllt ist, gibt meinerseits extra Punkte. Songs wie „Still In Love With You“ ft. Baby sind im verglichen mit den Fähigkeiten der Künstlerin nur unterer Durchschnitt, nicht besonders innovativ oder anrührend, aber doch von solider Qualität, die viele andere Künstler nie erreichen werden. Die Stücke mit jazziger Instrumentierung sind allerdings glatt doppelt so gut, das sei zugegeben.

Die Features von Baby, Gerald Levert, Common, Lady Levi, MC Lyte, Medusa und sogar Rick James, mit dem sie 1979 ihren ersten R&B Top 10 Hit („I’m A Sucker For Your Love“) hatte, passen insgesamt gut, doch hätte Teena Marie sie wirklich nicht zur Unterstützung gebraucht, sie ist stimmlich zu stark; immerhin ist der Feature-Anteil auf das Album verteilt gesehen recht gering. Durch die große stilistische Abwechslung lässt sich „La Dona“ nicht klar einer Richtung wie etwa Neo Soul, Classic Soul, Modern R&B und so weiter zuordnen, dafür bietet dieser Longplayer einfach zu viel Verschiedenes. Das nenne ich ein Comeback!

Künstler: Teena Marie | Album: La Dona | Label: Cash Money Classics | VÖ: 25. Mai 2004

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

1 Trackback / Pingback

  1. CD-Kritik / Review: "Congo Square" von Teena Marie | Album des Monats | rap2soul

Kommentare sind deaktiviert.