Toni Braxton – Libra

 

Denke ich an Toni Braxton, dann fallen mir Geschichten von früher Morgen ein. Mentor Babyface hatte die junge Sängerin genötigt vor dem ersten Hahnenschrei bereits im Studio zu sein. Er liebte ihre dann noch kratzige smoove Stimme, das Markenzeichen von Tonis Balladen. 1991 auf dem Soundtrack „Boomerang“ begann die Karriere der Frau aus Maryland. Ihr Debütalbum „Toni Braxton“ (1993) machte sie zum Star. Jetzt kommt der nächste Streich. Die am 7. Oktober geborene Künstlerin nennt den Nachfolger des 2003 erschienen Albums „More Than A Woman“ einfach „Libra“, das englische Wort für Waage, ihr Sternzeichen.

Inklusive eines Bonus-Tracks befinden sich 13 Songs auf dem Album, produziert von Größen wie Scott Storch (Beyonce, Lil‘ Kim, Snoop Dogg), Antonio Dixon (The Underdogs) und Soulshock & Karlin. Und nun meine ganz persönliche und ehrliche Einschätzung: Ich hatte Befürchtungen was das neue Album anging. Würde Toni an ihre alten Qualitäten anknüpfen können. Der Bruch mit LaFace, mit Antonio Reid und Babyface war heftig. Bekomme ich ein Album voller Balladen oder ist es ein Dance-Werk.

Toni Braxton – Libra (Cover)
Toni Braxton – Libra (Cover)

Meine Befürchtungen, nicht bestätigt. Das Album sehr gelungen. Schneller Beginn, softer Mittelteil und ein schnelleres Ende. Die Stimme von Toni: Markant, wie gewohnt. Die Sängerin war, ist und bleibt eine Größe im R&B.

Obere Chartpositionen sollten auch diesmal für sie drin sein. Schauen wir uns das Album zunächst einmal genauer an. Einstieg: „Please“, wunderbare Nummer zwischen Mid- und Uptempo. Klassisch auch die aktuelle Single. „Trippin (That´s The Way Love Works)“ kommt uns faster, bevor der Hörgenuss der herrlichen Balladen startet. Tracks wie „Supposed To Be“ oder „Finally“, an dem die Produzenten Dixon und Damon Thomas, Harvey Mason Jr. (Underdogs) sowie Tank und Eric Dawkins praktisch das Who-Is-Who des amerikanischen Musikbusiness mitgewirkt hat, sind geprägt von der weichen Sinnlichkeit der amerikanischen Ausnahmestimme, die von Beginn an Tonis Markenzeichen war. Die herzzerreißenden Ballade „Stupid“ wagt einen Blick zurück auf die 90er mit Klassiker wie „Un-Break My Heart“ und „Breathe Again“. Schließlich „Midnite“, an dem Harold Lilly und Soulshock & Karlin mitverantwortlich zeichnen, handelt von einer dieser ehrlichen Geschichten des täglichen Lebens, die nur Toni Braxton seit jeher wie keine andere zu erzählen weiß.

Die Erkenntnis: „Libra“ ist ein rundes und äußerst gelungenes Album, die Ergänzung einer Reihe, die Fans spätestens 1993 gestartet haben, aber auch eine Perle für jeden, der gute R&B-Alben in seiner Sammlung stehen haben möchte. Unbedingt! Get Toni Braxton.

Weitere Besprechungen dieses Albums: 1. Besprechung | 2. Besprechung | 3. Besprechung

Künstler: Toni Braxton | Album: Libra | Label: Edel Records | VÖ: 21. Oktober 2005 | Album des Monats: November 2005

Über Jörg Wachsmuth 753 Artikel
Jörg Wachsmuth gehört zu den beiden Gründern von rap2soul. Er ist Chefredakteur des Portals. Wachsmuth gehörte zur OffAir-Crew von Kiss FM Berlin, war von 1994 bis 2005 Moderator und Redakteur bei Radio Jam FM und später als Moderator von Radio BHeins in Potsdam (2015 - 2018). Aktuell ist er Chef und Morgenmoderator bei PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio. Der ausgebildete PR-Berater und Journalist ist auch Mitglied der Jury 25 "Soul, R&B und Hip Hop" beim Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.

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